Rafael Semmler, Projektleiter für Nachhaltigkeit in Betrieb und Beschaffung, spricht in dieser Podcast-Folge darüber, wie die Gothaer Umwelt- und Klimaschutz am Standort Köln lebt. Dabei bezieht er sich unter anderem auf ihren Fuhrpark, ihre Kantine, den Bau von Immobilien und darauf, inwiefern durch Nachhaltigkeit eine Kosteneinsparung erzielt werden kann.
Ja, genau, wobei Folgendes in unseren Verantwortungsbereich fällt. Nachhaltigkeit spielt bei den einzelnen Standorten, die wir haben, eine Rolle. Darunter fallen die Gebäude, also alles, was klassischerweise auch in einer Klimabilanz auftaucht, wie Strom, Gas, die komplette Gebäudeleittechnik, die Haustechnik, aber auch die vor Ort zu bewirtschafteten Flächen, wie beispielsweise Grünflächen.
Ja, der Fuhrpark fällt auch in unseren Bereich. Bei uns ist der Einkauf bzw. die Beschaffung mit angesiedelt und dort haben wir die Gelegenheit, viele nachhaltige Facetten mit ein zu beziehen.
Wir haben die Gelegenheit, im Einkauf anzusetzen, indem wir bei der Beschaffung bereits berücksichtigen, welche Produkte wir einkaufen, wie wir unsere Lieferfirmen hinsichtlich Nachhaltigkeit bewerten und viele Energieeffizienzmaßnahmen ergreifen können, die auch auf die Gebäudequalität einzahlen und bei denen CO2-Einsparungen generiert werden können. Auch Biodiversität am Standort kann umgesetzt werden, indem wir versuchen, Flächen zu entsiegeln, eine gewisse grüne Aufenthaltsqualität (auch für Mitarbeitende) zu schaffen und Mobilitätsformen durch beispielsweise den Ausbau der Fahrradinfrastruktur fördern
In der Kantine ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Wir setzen hier darauf, dass viele Produkte saisonal bzw. regional eingekauft werden und dass wir im To-Go-Bereich Mehrwegverpackungskonzepte anbieten. Außerdem legen wir möglichst viel Wert auf Transparenz, um den Mitarbeitenden zu zeigen, welche Produkte wir woher beziehen und um alle Produkte, die wir verwenden, möglichst mehrfach in Nutzen geben können, wird stets der Grundsatz der Verpackungsökologie berücksichtigt.
Bei uns wird das Thema Nachhaltigkeit von der Management-Seite heraus glücklicherweise sehr positiv wahrgenommen. Daher ist in die Bereitschaft, dass wir für Nachhaltigkeit gewisse Maßen Geld in die Hand nehmen dürfen, schon gegeben. Dies leistet einen Beitrag für uns als Mitarbeitende, aber auch für die Gesellschaft, der wir einer gewissen Verantwortung unterliegen und die wir auch wahrnehmen möchten. Nachhaltigkeit muss aber nicht immer mit einem Zielkonflikt im Punkt Kosten einhergehen, sondern eine Kosteneinsparung kann ebenfalls erzielt werden.
Beispielsweise lassen wir aktuell unsere Papiere prüfen und versuchen, diese auf Recycling-Papier umzustellen. Hier haben wir erkannt, dass wir bei gleicher Qualität bessere Einkaufspreise erzielen können. Das recycelte Papier ist ein bisschen dunkler, was dazu beiträgt, dass die Nachhaltigkeit sichtbar wahrgenommen wird, was in der Wahrnehmung unter den Mitarbeitenden einen gewissen Effekt hat. Man darf natürlich gerne im Innen- und Außenverhältnis wahrnehmen, dass wir uns um Nachhaltigkeit bemühen und somit möchten wir uns an dieser Stelle in keiner Weise verstecken.
Klimaanlagen haben natürlich verschiedene Facetten. Eine Klimaanlage kostet Strom, was hinsichtlich der Umwelt kritisch hinterfragt werden sollte, aber idealerweise kann man die Gebäudequalität bereits beim Bau entsprechend beeinflussen und damit einen klimafreundlichen Baustil anstreben. Das Vergnügen der Luxusfilme haben wir hier am Standort nicht, deswegen müssen wir uns alternativ behelfen, doch das ist auch ein Handlungsfeld, welches wir uns anschauen möchten.
Tatsächlich nicht. Wir haben natürlich unsere eigenen Liegenschaften hier vor Ort, die wir angemietet haben und können versuchen, diese mit Bau- und Sanierungsmaßnahmen entsprechend aufzuwerten und klimaneutral bzw. klimapositiv zu gestalten. Wir haben aber nicht die Möglichkeit, im Sinne eines Neubaus einmal fundamental neu zu denken.
Das Thema Mobilität spielt eine sehr bedeutende und große Rolle bei uns. Wenn man einen Blick in die Klimabilanz wirft, ist dieser Posten dort entsprechend intensiv vermerkt, weswegen wir ein sehr großes Potenzial haben, indem wir unsere Fuhrparkflotte einmal hinsichtlich E-Mobilität aufrüsten werden. Wir sind auch bereit an den Standorten die E-Lade-Infrastruktur weiter auszubauen und möchten Dienstwagenberechtigten Heimlade-Möglichkeiten bereitstellen. Aber auch ein sehr großer Posten, den wir an der Stelle haben und positiv beeinflussen können, ist das Thema Wärme, wobei wir mit dem Gebäude sehr viel positiv beeinflussen können. Außerdem Energieeffizienzmaßnahmen, auch der perspektivische Ausbau einer Fotovoltaik-Anlage, die wir derzeit prüfen möchten. All das sind Themen, die momentan nicht nur auf Nachhaltigkeit einzahlen, aber auch angesichts der momentanen Energiekrise, mehr als nur zeitgemäß sind. Damit kann Geld gespart werden und CO2-Reduktion erreicht werden, aber eben auch ein Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet werden.
Wir haben momentan tatsächlich eine Taskforce gebildet, wo auch diverse Handlungsfelder und Maßnahmen danach geprüft werden, wie wir dem entgegnen können. Wir packen größere Themen an und haben einige Dienstleister eingeschaltet, die unsere Gebäude noch mal stärker analysieren, um Energiereduktionspotenziale heraus zu arbeiten. Es geht aber auch um kleine Maßnahmen, wie beispielsweise die Klimatisierung unserer Verbindungsbrücke zwischen unseren zwei Gebäuden herunterzufahren. Das mag zwar nicht den großen Hebel auf die Energieversorgung haben, doch ist für den einzelnen Mitarbeiter/die einzelne Mitarbeiterin wahrnehmbar bzw. spürbar und zeigt die Betroffenheit von uns als Versicherungsunternehmen an der Stelle.
Die Mitarbeitenden spielen eine sehr zentrale Rolle bei uns. Ohne Mitarbeiter*innen geht nichts, denn was helfen uns die besten Anlagen, die beste Infrastruktur oder die nachhaltigsten Prozesse, wenn die Mitarbeitenden nicht bereit sind, dies auch anzunehmen. Die Mitarbeiter*innen sind im Grunde der Motor der nachhaltigen Bewegung und deshalb liegt uns viel daran, ihnen möglichst viel Transparenz über unsere Maßnahmen zu geben. Wir wollen unseren Mitarbeiter*innen auch einen gewissen Zugang zu Wissen geben, weshalb die einzelnen Maßnahmen auf mehr Nachhaltigkeit ein zahlt. Die Mitarbeitenden spielen insofern eine sehr große Rolle, dass wir regelmäßig konstruktives Feedback darüber geben, wie wir uns als Unternehmen noch nachhaltiger ausrichten können.
Ich meine, dass dies momentan aufgrund von technischen Begebenheiten nicht möglich wäre. Allerdings kann man hier auch auf Sensorik und gewisse intelligente Heizungssteuerungssysteme setzen, um den Mitarbeitenden die Aufgabe, die Heizung abzuschalten, zu entnehmen, sodass dies im Winter gar nicht mehr vergessen werden kann.
Natürlich kann man es nicht jedem Recht machen. Wir sind allerdings bestrebt daran, ein gewisses Level an Attraktivität im Arbeitsumfeld bereitzustellen. Ich würde sagen, dass die ein oder andere Temperatur auch zumutbar ist, sowohl im Sommer als auch im Winter. Derzeit haben auch viele die Gelegenheit durch Ventilatoren oder viele andere Hilfsmöglichkeiten den momentanen Temperaturspitzen etwas entgegen zu wirken.
Die Versicherer haben einen großen Hebel, wenn es um den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft geht. Durch die Möglichkeit Kapitalanlagen nachhaltig zu gestalten und darüber hinaus Finanzströme zu steuern, hat die Versicherungsbranche einen großen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Realwirtschaft.
Da sich Nachhaltigkeitsrisiken auf die gesamten wertschöpfenden Prozesse eines Unternehmens auswirken können, ist eine sorgfältige Befassung mit dem Thema "Nachhaltigkeit" aus Sicht eines verantwortungsvollen Risikomanagements unabdingbar. Der Fokus liegt auf der Passiv- und der Aktivseite der Versicherung, also auf der Kapitalanlage und den Versicherungsprodukten.
Qualifizierte und engagierte Mitarbeiter*innen sind die Basis unseres Erfolgs. Als verantwortungsbewusster Arbeitgeber schaffen wir attraktive Rahmenbedingungen, die sich an den Bedürfnissen unserer Mitarbeiter*innen orientieren.