Menschen: 1879 bis 1933
1879/1910
"Wir denken immer aus der Sicht des Kunden und wollen die passende Versicherungslösung für ihn finden." Diese Einstellung hat Ralf Humpert von seinem Vater übernommen – und die Gothaer Agentur in Lüdenscheid.
1910 macht Albert Wehner aus der Agentur ein Familienunternehmen, das heute in vierter Generation für die Gothaer tätig ist. Zunächst werden Versicherungen neben dem eigentlichen Geschäft, einer Handelsvertretung für die Industrie im Sauerland, verkauft. 1931 steigt der Schwiegersohn Walter Humpert mit ein, nach dem Zweiten Weltkrieg dessen Sohn Manfred Humpert. Er konzentriert das Hauptgeschäft auf den Versicherungsverkauf und macht die Agentur in Lüdenscheid zu einer der erfolgreichsten in Deutschland. 1972 ist er Gründungsmitglied des "Kollegenkreis der Berufsvertreter der Gothaer Versicherungsbank VVaG“, eine Interessengemeinschaft des selbständigen Außendienstes der Gothaer mit 1097 (Stand: Juni 2019) Mitgliedern, und bleibt 24 Jahre lang Vorsitzender.
1993 übergibt er das Versicherungsbüro Humpert an seinen Sohn, den Diplom-Betriebswirt und Versicherungskaufmann Ralf Humpert. Der gründet 2017 zusammen mit Carsten Rambau das "Versicherungskontor MK", dessen Schwerpunkt heute auf dem Firmen- sowie Privatkunden-Geschäft liegt.
Zu der Vollmacht: Fritz Adamy wird im Jahr 1879 in Lüdenscheid Agent der Feuerversicherungsbank für Deutschland und damit bevollmächtigt, "die Geschäfte derselben nach der ihm übergebenen finanziellen Instruktion" zu besorgen. Seine Agentur übernimmt 1910 Albert Wehner und begründet damit eine Familientradition, die bis in die Gegenwart andauert. Heute leitet Ralf Humpert die Agentur.
1912
Martin Vollert beginnt seine Arbeit bei der Gothaer Feuerversicherungsbank. In der wirtschaftlich schweren Zeit der Inflation wird er zum Vorstandsmitglied gewählt und übernimmt 1924 den Posten des Generaldirektors. Er wandelt die inzwischen über 100 Jahre alte Gothaer Feuerversicherung um in ein modernes Unternehmen. Dazu gehört 1921 eine neue Finanzstruktur, die seit Arnoldi im Wesentlichen unverändert geblieben war, unter anderem mit niedrigeren und somit konkurrenzfähigeren Prämien. Außerdem wurde in der Mitgliedervertretung die Bindung an den Thüringer Raum gelockert, um einen engeren Kontakt zu Mitgliedern im gesamten Reich zu ermöglichen. Unter Martin Vollert entwickelt sich die Gothaer Feuerversicherung bis zum Beginn der 1930er Jahre vom Spezial- zum Kompositversicherer mit Schaden- und Sachversicherungen für die Bereiche Haftpflicht, Unfall und KFZ.
1893: Begründer der modernen Versicherungsmedizin - Georg Florschütz
1931
Generaldirektor der Gothaer Lebensversicherungsbank a.G. wird am 1. Januar 1931 Dr. Hans Ullrich. Der Jurist ist seit 1920 im Unternehmen und 1924 wesentlich an der Gründung der Gothaer Allgemeine beteiligt. Bis zu seinem Tod 1971 bleibt er deren Aufsichtsratsvorsitzender.
Ullrich ist nicht nur Mitglied der NSDAP, was durch den Zusatz "Pg." (Parteigenosse) kenntlich gemacht wird, sondern auch Offizier der SS: 1937 meldet die Gothaer Mitarbeiter-Information "Monatsblätter", dass sich "der Generaldirektor der Gothaer Lebensversicherungsbank a.G., Pg. SS-Hauptsturmführer Dr. jur. Hans Ullrich" unter den Ehrengästen des Reichsparteitags in Nürnberg befindet.
Hans Ullrich wird von den Nationalsozialisten in zahlreiche Gremien berufen: 1934 wird er Vorsitzender des "Reichsausschusses für Versicherungswesen" und 1939 Vorsitzender der nationalsozialistischen "Akademie für Deutsches Recht". Dessen Hauptaufgabe ist, "das ganze deutsche Versicherungsrecht gründlichst daraufhin zu überprüfen, inwieweit es mit der nationalsozialistischen Rechts- und Wirtschaftsauffassung in Einklang steht", schreibt Ullrich. 1938 wird er Beirat des "Fachamtes Banken und Versicherungen", ab 1939 sitzt er im "Beirat der Deutschen Reichsbank".
Nach einer kurzzeitigen Internierung durch die Amerikaner wird Hans Ullrich 1946 stellvertretender Generaldirektor der nach Göttingen verlegten Gothaer Lebensversicherung AG und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Lebensversicherung.
1933
Im 19. Jahrhundert betrug wöchentliche Arbeitszeit in der Versicherungswirtschaft noch 72 Stunden (inklusive Samstagsarbeit), wurde aber im Laufe des 20. Jahrhunderts schrittweise reduziert. 1933 führt die Gothaer Feuerversicherung die 43-Stunden-Woche ein und 1937 einen freien Mittwochnachmittag: Der Geschäftsbericht des Jahres 1937 vermeldet: "Der freie Mittwochnachmittag in der Sommerzeit ist nunmehr auch bei sämtlichen Bezirksdirektionen eingeführt."
Die Versorgung der Angestellten der Gothaer Feuerversicherung sowie der Gothaer Transport- und Rückversicherungsbank vereinheitlicht 1940 Generaldirektor Martin Vollert. Er fasst die Witwen- und Waisenkasse, den Ruhegehaltsfonds sowie die Sterbekasse zusammen zur "Versorgungskasse Gothaer Feuer".