Meilensteine: 1946 bis 1970
1946
Die Gothaer Feuer Versicherungsbank a.G siedelt 1946 nach Köln in das provisorisch wiederhergestellte Direktionsgebäude am Kaiser-Wilhelm-Ring um. In Göttingen werden derweil von der kleinen Geschäftsstelle am Theaterplatz 6 aus die Beitragszahlungen zur Lebensversicherung wieder in Gang gebracht und Verbindung zum Außendienst in den anderen westlichen Besatzungszonen aufgenommen. 1946 wird Göttingen zum Hauptverwaltungssitz der Lebensversicherung. Im vierten Stock des Karstadt-Hauses in der Gronerstraße liegen die neuen Geschäftsräume, bis es 1950 in die Lüttich-Kaserne geht.
Für die Gothaer Allgemeine bietet Göttingen allerdings nicht genug Platz. Daher weicht diese zunächst ins rund 40 Kilometer entfernte Einbeck sowie nach Erlangen aus. Erst 1950 kommt auch die Allgemeine nach Göttingen.
1951
Die Gothaer braucht mehr Platz: Der Neubau der Gothaer Feuer am Kölner Kaiser-Wilhelm Ring wird 1951 fertiggestellt. 1953 schließt sich ein erster Erweiterungsbau an, weitere folgen. 1970 bietet der Kaiser-Wilhelm-Ring der Gothaer 10.000 m² Bürofläche, 1988 sind es 21.400 m². Zusätzliche Bürofläche gibt es seit 1986 im Verwaltungsgebäude an der Inneren Kanalstraße, in dem unter anderem die EDV untergebracht ist.
In Göttingen baut die Gothaer Lebensversicherung ab 1955 die Lüttich-Kaserne entlang der Geismar Landstraße um, der Haupteingang liegt am neu getauften Gothaer Platz. 1963 kauft die Gothaer eine angrenzende Kaserne und errichtet ein acht Etagen hohes Gebäude, in das die Gothaer Allgemeine zieht. Ein weiteres Bürohaus entsteht zwischen 1973 und 1975: Hier bringen Mutter- und Tochtergesellschaft das gemeinsame Rechenzentrum unter und schaffen Büroraum für weiteres Wachstum.
Ab 1988 wird auch dies zu eng. Deshalb wird auf dem angrenzenden Gelände ein Neubau mit Grün- und Teichanlage errichtet: die neue Hauptverwaltung der Gothaer Leben.
1957
Die Motorisierungswelle rollt über die Bundesrepublik. Zehn Millionen Kraftfahrzeuge sind 1960 auf deutschen Straßen unterwegs (1950: 1,7 Mio.). Damit wächst auch der Bedarf an Rechtsschutz-Versicherungen. Da diese aufgrund der Spartentrennung nicht gemeinsam mit anderen Versicherungszweigen betrieben werden dürfen, gründet die Gothaer Feuerversicherung zusammen mit den Gesellschaften der Rheinischen Versicherungsgruppe, zu der u. a. die Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft gehört, 1957 in Köln die Roland Rechtsschutz-Versicherungs-AG. 1969 beteiligte sich auch die Gothaer Lebensversicherung an der Roland.
In der Folge verbreitern weitere Kooperationen das Angebot der Gothaer Versicherungsvertreter: 1965 beteiligt sich die Gothaer Feuer an der Aachener Bausparkasse und geht damit einen ersten Schritt in Richtung Finanzdienstleistungen. 1967 folgt ein Abkommen mit der Inter Krankenversicherung a.G. aus Mannheim. Beiden Kooperationen tritt später auch die Gothaer Lebensversicherung bei.
1968
In der Geschichte der Gothaer gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den beiden in Gotha gegründeten Versicherungsvereinen. Der Überlieferung nach waren Feuer- und Lebensversicherungsbank jahrelang regelrecht verfeindet, sodass die Mitarbeiter sich kaum ansahen, wenn sie sich begegneten. Noch in den 1970ern erinnert man sich an "Jahrzehnte des Nebeneinander zwischen den beiden von Arnoldi gegründeten Gesellschaften […], die oft auch von wenig erfreulichen Auseinandersetzungen begleitet waren".
Daher gab es immer wieder Versuche, näher zusammenzurücken und einen Versicherungskonzern zu schaffen. Mitte der 1960er Jahre führen Dr. Hans Samwer von der Gothaer Leben und A. Wilhelm Klein von der Feuerversicherung, die sich persönlich gut verstehen, Gespräche über eine Partnerschaft, die 1968 in den "Gemeinschaftsvertrag der Gothaer Versicherungsgruppe" münden. Ziel ist die Harmonisierung der Geschäftspolitik, um etwa neue Kooperationspartner zu finden oder sich international zu etablieren.
Da die beiden Gegenseitigkeitsvereine sich nicht am Kapital des jeweils anderen beteiligen können, vernetzen sie sich durch Beteiligungen an ihren Töchtern (Gothaer Allgemeine und Gothaer Rückversicherung) und die wechselseitige Besetzung von Vorstandsposten. Trotzdem bleiben Gothaer Versicherungsbank und Gothaer Lebensversicherung rechtlich selbständige Versicherungsvereine.
Gemeinsam gründen sie 1980 die Gothaer Krankenversicherung und beteiligen sich 1986 an der Berliner Bank-Gruppe. Seit 1970 heißt die "Gothaer Feuer" "Gothaer Versicherungsbank VVaG".
1970
"Mister G" tritt am 21. Februar 1970 zum ersten Mal im Fernsehen auf. Der stets zuvorkommende Versicherungsagent ist eine Zeichentrickfigur mit Bowler-Hut und Schirm, die die Versicherten vor finanziellen Schicksalsschlägen bewahrt und damit Sicherheit geben soll. Die Gothaer Versicherungsgruppe nutzt das zeitgemäße Medium des Fernsehens, um mit den 30-sekündigen Spots für das Angebot und den Namen der Gothaer Gesellschaften zu werben.
Die Gothaer Feuer setzt Mister G. außerdem auf Werbeplakaten ein, auf denen der Versicherungsagent beispielsweise einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Die Botschaft ist klar: "Wenn es drauf ankommt, ist er da…"