Gut versichert
Die Gothaer muss wie andere Versicherungen auch für die ungewöhnlichsten Schäden eintreten: Sei es, dass ein Medikament aufgrund einer Pharmakritik vom Markt genommen wird, sei es, dass Schäden eines Terroranschlags beglichen werden müssen oder spektakuläre Unfälle mit dramatischen Schäden auftreten.
1953
Laufmaschen in Nylonstrümpfen sind wohl zu allen Zeiten ärgerlich, vor allem aber in der Nachkriegszeit, als Geld und Angebot knapp sind. Häufig fordern Frauen, die sich das feine Strumpfwerk an rauem Holzmobiliar in Gasthäusern zerrissen haben, von Gastwirten Ersatz. Anfang der 1950er Jahre mahnt die Feuerversicherung ihre Sachbearbeiter und Vertreter den Anschaffungspreis nicht ohne nähere Prüfung zu ersetzen und verlangt, dass beschädigte Nylonstrümpfe der Versicherung ausgehändigt werden müssten, was jedoch nur selten geschehe.
Auch das Amtsgericht Darmstadt beschäftigt sich mit dem Streit um ein beschädigtes Beinkleid und bestätigt in seinem Urteil die Empfindlichkeit des Stoffs, der sogar mit Handschuhen angezogen werden müsse, und schlussfolgert: "Wenn die Klägerin mit solch empfindlichen Strümpfen auf der überfüllten Tanzfläche tanzt, so muß sie es schon in Kauf nehmen, wenn ihre Strümpfe in Mitleidenschaft gezogen werden."
2001
Zwei Flugzeuge rasen am 11. September 2001 in die Türme des World Trade Center in New York, und verändern die Welt für immer. Die Folgen dieser Terroranschläge trägt auch die Gothaer Rückversicherung AG, die 11,8 Millionen Euro zahlen muss.
Im gleichen Jahr muss der Pharma-Konzern Bayer den Cholesterinsenker "Lipobay" vom Markt nehmen und auch hier trägt die Gothaer Rückversicherung einen Schaden von 2,4 Millionen Euro.
2002 wird für die Sachversicherung der Gothaer Allgemeine zum Großschadenjahr, unter anderem aufgrund von Naturkatastrophen: Bei den Folgen der Elbeflut und des Orkantiefs "Jeanett", das im Oktober 2002 über Deutschland hinwegfegt, steht die Gothaer an der Seite ihrer Kunden.
2004
Ein voller Tanklaster wird am 26. August 2004 auf der Wiehltalbrücke von einem Auto gerammt, stürzt in die Tiefe und explodiert. Der Lastwagenfahrer stirbt, 32.000 Liter Treibstoff versickern im Boden. Die Brücke wird schwer beschädigt. Der Pkw des Unfallverursachers ist bei der Asstel-Sachversicherung AG versichert, die zum Gothaer-Konzern gehört.
Es ist der "wohl teuerste Verkehrsunfall in Deutschland", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25 Meter tief fiel der Lkw, unter der Brücke müssen nun auf einem Areal von 5.000 Quadratmetern 11.000 Tonnen Boden ausgetauscht werden, die mit Kraftstoff kontaminiert sind. Die Wiehltalbrücke wird zunächst provisorisch und ab 2006 endgültig repariert, unter anderem muss ein Brückenstück herausgeschnitten und ersetzt werden.
Die Kosten in Millionenhöhe für die aufwändige Instandsetzung trägt der Bund. Die Beseitigung des Unfallschadens, zu der auch die Abtragung des Erdreichs gehört, übernimmt die Asstel, die solche Großschäden weitgehend über Rückversicherungen abgedeckt hat. Im Rahmen des Konzernselbstbehalts müssen auch die Gothaer Allgemeine sowie die Gothaer Rück einspringen.