Einer der ersten deutschen Versicherungsmathematiker
Welche Lebenserwartung hat ein Mensch? Diese für die Lebensversicherung so wichtige Frage versuchte Johannes Karup zu beantworten, indem er alle Faktoren erforschte, die die Lebensprognose beeinflussen, und sie mit Hilfe statistischer Methoden in ihrem prognostischen Wert festlegte.
Das Leben des Statistikers
Johannes Karup wurde am 9. Mai 1854 als Sohn des Journalisten und Literaten Wilhelm Ignatius Karup in Kopenhagen geboren. 1862 zog die Familie von Kopenhagen nach Dresden, wo der Vater eine Stelle als Beamter bei der französischen Lebens- und Rentenversicherungsbank "Impériale" antrat und eine Reihe von Schriften zum Thema Versicherung verfasste. Johannes besuchte das Gymnasium in Dresden bis zur 11. Klasse, danach übernahm der Vater die weitere Erziehung des Jungen vor allem in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften. Johannes unterstützte seinen Vater bei dessen schriftstellerischer Arbeit, so dass er die von seinem Vater redigierte Zeitschrift "Allgemeiner Deutscher Versicherungskorrespondent" auch nach dessen frühen Tod noch eine Weile weiterführen konnte. Schließlich ging Johannes mit seiner Mutter wieder zurück nach Kopenhagen.
In London vertiefte er sein versicherungsmathematisches Wissen; eine Stelle, die er dort gerne bekommen hätte, bekam er jedoch nicht.
Das war auch gut so, denn so kam er zur Gothaer Lebensversicherungsbank. Der damalige Direktor Gustav Hopf stellte ihn, den damals erst 17-Jährigen, 1871 ein. Johannes Karup leitete den mathematischen Dienst der Gothaer Lebensversicherungsbank 44 Jahre lang, bis 1915, bis er in den Ruhestand ging.
Johannes Karup heiratete 1878 Karoline Heß (1854 bis 1919). Die Ehe blieb leider kinderlos. Er starb mit 73 Jahren, am 17.3.1927 in Georgenthal in Thüringen.
Schon als Jugendlicher beschäftigte sich Johannes Karup mit der Versicherungsmathematik, also mit der statistischen Schätzung von versicherten Risiken, zum Beispiel an Personen oder Dingen. Aber auch damit, was die Versicherung solcher Risiken kosten darf - sprich der Beitragskalkulation sowie der Berechnung von Rückstellungen. Darüber hinaus interessierte er sich für die Wahrscheinlichkeitstheorie und die Erstellung von Statistiken. Sein Wissen konnte er in einigen Aufsätzen in Fachzeitschriften verwerten, natürlich bei seiner Arbeit bei der Gothaer und auch 1885 bei der Überarbeitung der Auflage des "Handbuches der Lebensversicherung", das sein Vater 1868 herausgegeben hatte. Während seiner Zeit bei der Gothaer eignete sich Karup profundes Wissen an, indem er die großen englischen Versicherungstechniker studierte.
Johannes Karup war ein Vorkämpfer, der sich um die Lehre der Lebensversicherung und damit um Fragen der Sterbewahrscheinlichkeit in den einzelnen Berufsgruppen sowie um die Berechnung von Beiträgen und Renten schon sehr früh hohe Verdienste erworben hat. In den von Arwed Emminghaus herausgegebenen "Mitteilungen" über die ersten fünfzig Geschäftsjahre bearbeitete Karup die "Statistik der Sterblichkeitsverhältnisse" nach den verschiedensten Richtungen und veröffentlichte seine einfach abgestufte Sterbetafel aufgrund der in den Jahren 1829 bis 1878 gesammelten Erfahrungen. Besondere Beachtung erfuhren seine in den Jahren 1886 bis 1894 entstandenen Arbeiten über die Sterblichkeit von Ärzten, Geistlichen und Lehrern. Sein aus zwei Bänden bestehendes Hauptwerk, das 1903 in Jena erschien, bereicherte die wissenschaftliche Welt durch sorgfältige Untersuchungen über die Sterblichkeit von Versicherten und durch wertvolle Sterblichkeitstafeln. 1914 vollendete er zusammen mit dem Gothaer Mathematiker Albert Andrae das große Werk "Neue Versicherungsformen der Gothaer Lebensversicherungsbank". Bis zu seinem Tode erschienen noch weitere Gutachten und Abhandlungen für die internationalen Kongresse für Versicherungswissenschaft.
Seine großen Verdienste wurden durch die Ernennung zum Ehrendoktor durch die Universität Jena, zum Professor durch die Gothaische Regierung und zum korrespondierenden Mitglied des "Institute of Actuaries" anerkannt.