Ein Workaholic der damaligen Zeit
"Mein Amt über alles" - das hat Finanzrat Gustav Hopf, der direkte Nachfolger von Ernst Wilhelm Arnoldi, noch auf dem Sterbebett als die oberste Maxime seines Lebens bezeichnet.
Gustav Hopf wurde am 29. Mai 1808 in Ohrdruf bei Gotha geboren. Seine Eltern waren einfache Pächter eines landwirtschaftlichen Gehöftes. Doch sie machten es möglich, dem aufgeweckten Jungen durch einen Hauslehrer ersten Unterricht erteilen zu lassen. Nach weiteren Schuljahren an Gymnasien in Gotha studierte Hopf an der Universität zu Göttingen. Sein Studienfach waren die Finanzwissenschaften. Hopf beschäftigte sich aber auch mit Mathematik, Chemie und Physik. Außerdem belegte er die Fächer Botanik und Mineralogie.
Nach bestandenem Staatsexamen fand Hopf eine Anstellung bei der damaligen Herzoglich Gothaischen Kammer. Hier lernte er auch Ernst Wilhelm Arnoldi kennen, der ihn später für einen Wechsel zur Gothaer Lebensversicherungsbank gewinnen konnte und ihn 1841 zu seinem direkten Nachfolger machte.
Gustav Hopf diente dem Unternehmen über Jahrzehnte aufopfernd und mit leidenschaftlicher Hingabe. Heute würde man ihn wahrscheinlich einen Workaholic nennen. Er stand 37 Jahre an der Spitze der Verwaltung der Gothaer Lebensversicherungsbank, von 1835 bis 1841 als Banksekretär und danach bis 1872, also bis zu seinem Tode am 8. Oktober, als Generaldirektor.
Gustav Hopf wusste, wie notwendig der Gedankenaustausch mit kompetenten Fachleuten für sein hohes Amt war. Er knüpfte zahlreiche Verbindungen mit Gelehrten, vor allem nach England, wo die Lebensversicherung zu Hause war. Seine Arbeiten und sein Urteil waren hoch geschätzt. Er erhielt Ehrungen in vielen Ländern Europas, arbeitete in Kommissionen und war korrespondierendes Mitglied unter anderem der Königlichen Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften in Erfurt. Mehrfach wurde Gustav Hopf von deutschen Regierungen um Rat oder um Gutachten gebeten. In der von Professor Dr. Arwed Emminghaus verfassten "Geschichte der Lebensversicherungsbank für Deutschland 1877" ist nachzulesen: "Eine vielseitige Tätigkeit hat Hopf auch in seinem engeren Vaterland, in Gotha selbst entfaltet. Er war im Aufsichtsrat der Gothaer Privatbank, der Innungshalle und Handelsschule, der Gesellschaft für Wasserversorgung und ist außerdem Begründer und Förderer verschiedener wohltätiger und gemeinnütziger Vereine."
1838 heiratete Hopf Marie Henneberg und bekam drei Töchter und vier Söhne mit ihr. Die Söhne studierten alle vier an der Universität Göttingen.
Die Gothaer ehrt Gustav Hopf mit der Verleihung des Gustav-Hopf-Preises an der Universität Göttingen für herausragende akademische Leistungen.