Wirtschafts- und Versicherungswissenschaftler
"Dein Geist, du Unvergesslicher, wird in uns und in der Anstalt, der deine treue Fürsorge galt, lebendig bleiben." Dies sagte Dr. Karl Samwer, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Gothaer Lebensversicherung, über seinen Vorgänger Prof. Dr. Arwed Emminghaus.
Arwed Karl Bernhard Emminghaus wurde am 22. August 1831 als eines von vier Kindern der Eheleute Justus Christian Bernhard Emminghaus (1799 bis 1875) und Amalie Selma Emminghaus in Niederroßla geboren. Er besuchte die Grundschule in Bad Berka, wurde teilweise von Hauslehrern unterrichtet und ging vier Jahre lang auf die Allgemeine Bildungsanstalt Fröbel, um dann auf dem Weimarer Ernst-Wilhelm-Gymnasium sein Abitur mit einer Eins abzuschließen.
Direkt nach dem Abitur studierte Arwed Emminghaus von 1851 bis 1854 Jura und Nationalökonomie in Jena und promovierte 1855 zum Dr. jur. Seine Studien schloss er beide mit der 1. Staatsprüfung ab. Nach einem kurzen Intermezzo im Staatsdienst ging er zur Dresdener Feuerversicherungsgesellschaft. Dort wurde er schon nach kurzer Zeit damit betraut, eine Schweizer Vertretung in Bern aufzubauen.
Im Mai 1859 heiratete Emminghaus Karoline Luise Alberti in Hohenleuben bei Gera. Die beiden bekamen innerhalb eines Zeitraums von 15 Jahren acht Kinder, vier Jungen und vier Mädchen. Die älteste Tochter Agnes starb schon mit anderthalb Jahren. In den Jahren 1859 bis 1873 lebte die Familie in vier verschiedenen Städten. 1861 verließ Arwed Emminghaus die Dresdener Feuerversicherung, um in Bremen leitender Redakteur des "Bremer Handelsblatts" zu werden. Dort wurde er 1865 auch Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die es heute noch gibt. 1865 wurde er an die Polytechnische Schule zu Karlsruhe, heute Technische Hochschule, berufen, wo er 1866 eine Professur für Wirtschaftslehre antrat. In Karlsruhe blieb die Familie bis 1873, in diesem Jahr wurde Emminghaus zum Direktor der Gothaer Lebensversicherungsbank ernannt. Ein Amt, das er 30 Jahre lang - bis 1903 - innehatte. In Gotha wurde die Familie endlich sesshaft.
Mit seinem Eintritt bei der Gothaer Lebensversicherungsbank 1873 löste Arwed Emminghaus den langjährigen Direktor Gustav Hopf ab, der im Herbst 1872 verstorben war.
Durch seine Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Karlsruhe brachte Emminghaus die Voraussetzung mit, die es ihm erlaubte, die aus der praktischen Arbeit gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich zu verarbeiten und zu veröffentlichen. Zum 50-jährigen Jubiläum der Gothaer Lebensversicherungsbank im Jahr 1877 gab er die "Geschichte der Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha" heraus, deren wissenschaftlicher Teil ganzen Generationen von Versicherungsmathematikern und -medizinern wertvolle Anregungen lieferte. Die von ihm begründeten "Monatsblätter für die Herren Vertrauensärzte" legten den Grundstein zu einem neuen Zweig der Versicherungswissenschaft: der Versicherungsmedizin.
Während seiner Zeit bei der Gothaer Lebensversicherungsbank veröffentlichte Arwed Emminghaus zahlreiche Schriften, u. a. eine Abhandlung über Ernst Wilhelm Arnoldi, den Gründervater der Gothaer Versicherungen. Darüber hinaus war er Mitbegründer oder zumindest Unterstützer zahlreicher gemeinnütziger Vereine. So schildert Karl Samwer, der später der Nachfolger von Emminghaus wird, ihn folgendermaßen: "Geistig belebt, schöpferisch begabt und voll Liebe zur Menschheit, insbesondere zu den Schwächeren, hat Emminghaus es für Pflicht gehalten, seine freien Stunden dem Wohl der Mitmenschen in einem Umfange zu widmen, wie nur ganz wenige es tun."
Zum 1. Juli 1903 bat Emminghaus den Aufsichtsrat nach einer Verstimmung um seine Entlassung aus dem Amt. Der Geheime Staatsrat Dr. Kuhn überreichte ihm zu seiner Pensionierung mit Worten höchster Anerkennung für sein reich gesegnetes Schaffen das Komturkreuz I. Klasse des Ernestinischen Hausordens. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahre 1911 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Gotha ernannt. Am 8. Februar 1916 starb er in Gotha.