Siegel machten Briefe rechtskräftig
Siegel gab es schon im Mittelalter. Man versah wichtige Dokumente, Schriften, Urkunden oder Briefe mit einem Siegel, um sicher zu sein, dass kein Unbefugter sie lesen konnte. War das Siegel intakt, war dies ein Garant dafür, dass niemand das Schreiben unrechtmäßig gelesen hatte. Siegel ließen Briefe rechtskräftig werden, deshalb spricht man auch heute noch von "verbrieftem Recht".
Kaiser, Könige und Päpste versahen Urkunden und offizielle Korrespondenz früher mit einem Siegel als Zeichen ihrer Herrschaftsmacht und Unfehlbarkeit.
Adel und Bürgertum, Handelshäuser und kirchliche Verwaltungen folgten und gaben ihren Kontrakten und Erlassen damit Ehrfurcht einflößende Bedeutung. Je nach Wichtigkeit eines Dokuments oder einer Urkunde bestand das Siegel aus Blei, Wachs oder einem aus Schellack, venezianischem Terpentin und Zinnober hergestellten Lack. Im Mittelalter benutzte man nicht gefärbtes Bienenwachs. Erst seit dem 12. Jahrhundert begann man, Siegelwachs einzufärben - meist rot, grün oder schwarz. Ab dem 15. Jahrhundert verwendeten deutsche Kaiser nur noch rotes Wachs. Die Verwendung dieser Farbe wurde daraufhin zu einem Privileg.
Zum Siegeln benötigte man ein Petschaft, einen Siegelstempel (auch Typar) aus Metall, in den der Name, das Wappen oder das Porträt desjenigen, der das Siegel führte, spiegelbildlich eingraviert war. Drückte man das Petschaft in den zuvor aufgetragenen warmen und noch weichen Siegellack, so entstand ein erhabener Abdruck.
Ein Siegel war wie eine Unterschrift. Jeder Herrscher, jede Kanzlei, jeder Kaufmann hatte sein eigenes Siegel, so dass sie klar unterschieden werden konnten. Es gab die unterschiedlichsten Siegel: Entweder zeigten sie das Bild des Siegelbesitzers oder zum Beispiel auch Tiere, Früchte, Heilige, Denkmäler und Wappen. Ab dem 12. Jahrhundert wurde auch Wert darauf gelegt, dass der Name des Siegelbesitzers auf dem Siegel genannt wurde.
Auch Versicherungsunternehmen, zum Beispiel die Gothaer Lebensversicherungsbank oder die Gothaer Feuerversicherungsbank, verwendeten bis ins 19. Jahrhundert hinein Siegel, denn sie gaben ihren Versicherten das Leistungsversprechen im wahrsten Sinne des Wortes noch mit Brief und Siegel. Auch heute noch bedeutet die Redewendung "Jemandem etwas mit Brief und Siegel geben", dass er sich darauf verlassen kann, dass man ihm etwas fest zusichert, verspricht. Die Siegel unterstrichen also noch zusätzlich die Seriosität der Versicherungsunternehmen.
Später trugen die dekorativ gestalteten Policen aber nur noch einen Stempel oder eine Siegelmarke aus Papier, womit auch die Kuverts wichtiger Korrespondenz verschlossen wurden, um den Inhalt vor unliebsamer Indiskretion zu schützen. Stempel und Unterschrift haben das Siegeln bis auf wenige Ausnahmen abgelöst. Ein Versicherungsschein trägt heute als Massendokument nur noch die eingedruckte Unterschrift des Vorstandes.
Petschaften und Siegelmarken sind zu wertvollen Liebhaberobjekten geworden. Sie üben auch heute noch eine große Faszination auf Sammler, Liebhaber und Nostalgiker aus.
Die im Besitz der Gothaer Versicherungen befindlichen Sammlungen sind als Miniaturen nicht nur schön anzusehen, sondern offenbaren auch eine lange und interessante Geschichte.