Mythen der Elektro­mobilität

In Deutschland ist der Verkehr für rund 20 Prozent der Treib­haus­gas­emis­sionen verant­wortlich, 98 Prozent davon ent­stehen im Straßen­verkehr. Seit 1990 sind diese Emis­sionen kaum gesunken. Wie also kann CO2 im Verkehr einge­spart werden? Was sind eigent­lich nach­haltige Mobilitäts­formen?

Mythen Elektromobilität: "Ein Tempolimit bringt nichts" oder "Das Stromnetz ist nicht für eine breite Nutzung von E-Autos ausgelegt" sind Phrasen, die man häufig im Zusammenhang mit Elektromobilität hört. Aber stimmt das auch?

Elektromobilität: Welche Mythen kursieren zu diesem Thema?

Bei Elektromobilität reden alle mit. Und jeder weiß etwas Neues. So entstehen schnell Mythen, die nicht der Realität entsprechen.
Zum Beispiel denken viele Menschen, dass die Klima­bilanz von E-Autos genauso schlecht sei wie die von Autos mit Verbrenner­motoren. Doch das stimmt definitiv nicht. Verschiedene Studien zeigen, dass die CO2-Emis­sionen eines E-Autos weit unter denen eines vergleich­baren Verbren­ners liegen. Im Folgenden decken wir die gängigen Mythen auf.

Akku des E-Autos und Nutzung des Stromnetzes

"Der Akku eines E-Autos ist kurzlebig, der Austausch teuer"

Das stimmt nur bedingt.

Immer wieder liest man von der "Kostenfalle Elektroauto-Akku" und "irren Mondpreisen", die für einen Akkutausch fällig werden. Die meisten Medien­berichte deuten je nach Hersteller und Akku­größe Kosten zwischen 5.000 und 20.000 Euro an. Dabei sind jedoch einige Dinge zu beachten. Die meisten Hersteller gewähren inzwischen eine Garantie von acht Jahren bzw. 160.000 Kilo­metern auf ihre Akkus. Der Austausch eines ganzen Akkus ist nur in wenigen Fällen notwendig. In der Regel werden einzelne Module repariert bzw. ausge­tauscht. Die Kosten können also deutlich geringer ausfallen.

  • Die meisten Hersteller gewähren inzwischen eine Garantie von acht Jahren bzw. 160.000 Kilometern auf ihre Akkus.
  • Der Austausch eines ganzen Akkus ist nur in wenigen Fällen notwendig. In der Regel werden einzelne Module repariert bzw. ausge­tauscht. Die Kosten können also deutlich geringer ausfallen.
  • Die Preise für Akkus sind in den vergange­nen Jahren aufgrund von Effizienz­steigerungen deutlich gesunken. Lag der Preis für die Kapazität einer Kilowatt­stunde 2010 noch bei rund 600 Euro, ist er in zehn Jahren auf etwas mehr als 100 Euro gefallen. Es ist auch wegen weiterer Optimie­rungen, neuer Techno­logien und Recycling­methoden grund­sätzlich mit weiteren - wenn auch nicht mehr so starken - Preis­senkungen zu rechnen.
  • Der Motor eines E-Autos umfasst deutlich weniger Bestand­teile als der eines Verbrenners. Das bedeutet, dass weniger Teile verschleißen können und in der Regel ein geringerer Wartungs­aufwand und damit auch weniger Repara­turen notwendig sind.
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Mit der eigenen Fahrweise und einem nachhaltigen Lademanagement kann die Lebensdauer des Akkus deutlich erhöht werden. Hier finden Sie einige Tipps, um die Lebensdauer des Akkus Ihres Elektroautos zu erhöhen:

  • Der Akkuverbrauch ist bei einer möglichst konstanten Geschwindig­keit am geringsten. Bei hohen Geschwindig­keiten steigt der Strom­verbrauch und damit die Anzahl der Lade­zyklen exponen­tiell an.
  • Um eine Ablagerung von metallischem Lithium im Akku zu vermeiden und dessen Lebens­dauer zu erhöhen, sollte vornehm­lich die moderate Ladege­schwindigkeit von 11 kW gewählt werden.
  • Es wird ein maximaler Ladestand von 80 Prozent empfohlen. Ein Ladestand unter 20 Prozent sollte eben­falls vermieden werden.
  • Im Sommer wird das Parken im Schatten, im Winter möglichst in einer Garage empfohlen. Aber auch ein geschützter Parkplatz unter Bäumen oder neben Hecken hilft bei kalten Tempera­turen bereits merklich. Außerdem sollte das Auto unmittelbar nach einer Fahrt geladen werden, wenn die Batterie noch warm ist.

"Das Stromnetz ist nicht für eine breite Nutzung von E-Autos ausgelegt"

Das stimmt nur bedingt.

Das Bundesministerium für Umwelt schreibt dazu: "Wenn alle derzeit rund 45 Millionen Pkw auf deutschen Straßen weit­gehend elektrisch fahren würden, so wären dafür gut 100 Terawatt­stunden (TWh) im Jahr nötig. Das entspricht nur einem Sechstel dessen, was Deutsch­land pro Jahr insge­samt an Strom verbraucht.“ Einen deut­lichen Zuwachs an erneuer­baren Energien voraus­gesetzt, stellt dieser Mehr­bedarf zwar eine Heraus­forderung, aber kein unüber­wind­bares Problem dar.

Kritisch ist hingegen eher die zeitliche Kopp­lung von Angebot und Nach­frage. Dazu schreibt das BMUV: "Perspek­tivisch sind durchaus Anpas­sungen des Strom­netzes nötig, um das gleich­zeitige Laden vieler Elektro­autos zu ermög­lichen. […] In erster Linie muss das Netz "smart" werden. Das heißt, es werden intelli­gente Netz­manage­ment- und Speicher­techno­logien einge­setzt, um örtliche und zeit­liche Netz­belas­tungen auszu­gleichen. Erst dann muss das Netz aus­gebaut werden. […] Elektro­fahr­zeuge, die als "flexibler Strom­abnehmer" laden, könnten lang­fristig zum stabilisie­renden Teil des Smart Grids werden.“ Bis Ende 2030 wurde im Übrigen ein Ziel von 15 Millionen E-Autos im Koalitions­vertrag der Bundes­regierung verankert.

Aus Nachhaltigkeitssicht ist ein Aus­tausch aller 45 Millionen Pkw dennoch nicht empfehlens­wert. Auch E-Autos benötigen wert­volle Ressourcen und gehen mit Umwelt­auswir­kungen einher. Es gilt also viel mehr, die Anzahl der Pkw deutlich zu verringern, auf den ÖPNV oder das Fahrrad umzu­steigen und die Nutzung von Autos durch Sharing und Fahr­gemein­schaften zu optimieren.


Neue Technologien und CO2-Kompensation

"Neue Technologien und Effizienzsteigerungen lösen alle Probleme"

Das stimmt nur bedingt.

Mobilitätsforscher*innen betonen immer wieder die Notwendig­keit einer Mobilitäts­wende. Im Zentrum stehen dabei drei Strategien: Das Vermeiden von Verkehrs­aufkommen, die Verlage­rung des Verkehrs auf emissions­arme Transport­mittel und das Verbessern von Verkehrs­mitteln durch Effizienz­steige­rungen der Antriebs­arten oder der dafür benötigten Kraft­stoffe sowie eine Erhöhung der Auslastung.

Obwohl in den letzten Jahren bereits erhebliche Effizienz­steige­rungen erreicht wurden, kommt es immer wieder zu soge­nannten Rebound-Effekten. Ein Beispiel:

Während ein VW-Käfer aus dem Jahr 1955 in etwa 7,5 Liter Kraft­stoff pro 100 Kilo­meter verbraucht hat, waren es beim VW-Beetle aus dem Jahr 2005 noch immer 7,1 Liter. Die Gründe: Höheres Gewicht, größerer Komfort und höhere Maximal­geschwindig­keiten. Außer­dem hat sich in Folge der Effizienz­steige­rungen und der dadurch gesunkenen Preise das Verkehrs­auf­kommen erhöht.

Was meinen Sie: Wie haben sich die Gesamt­emis­sionen des Verkehrs seit 1990 entwickelt?

Tatsächlich haben sich die Emissionen durch den Verkehrs­sektor seit 1990 bis heute kaum verändert. Selbst die Covid-Pandemie im Jahr 2020 hat die Verkehrs­emis­sionen im Vergleich zum Vorjahr lediglich um zehn Prozent reduziert.mehr

Inwieweit neue Technologien bestehende Probleme tatsäch­lich lösen, ohne zu solchen Rebound-Effekten zu führen, hängt immer auch von der konkreten Umsetzung, dem Nutzer­verhalten sowie den politischen Rahmen­bedingungen ab. In jedem Fall braucht es eine Betrachtung aller Mobilitäts­formen, weit über das private Auto hinaus. Neue Antriebs­arten wie die E-Mobilität können die CO2-Emis­sionen zwar deutlich redu­zieren, sind jedoch keines­wegs klima­neutral (z. B. Ressourcen­verbrauch für die Herstellung der Batterien). Staus in Folge eines hohen Verkehrs­aufkommens, Verkehrs­unfälle sowie bestehende soziale Ungerechtig­keiten in der Verkehrs­infra­struktur können durch einen einfachen Austausch von Verbrennern mit E-Autos eben­falls nicht gelöst werden.

"Durch CO2-Kompensation werden sogar Flüge umweltfreundlich"

Das stimmt nur bedingt.

Immer mehr Fluggesellschaften werben mit einer "Neutra­lisierung" der CO2-Emissionen ihrer Flüge. Die Idee ist dabei grundsätzlich richtig: Gesell­schaft­liche Kosten, die bislang nicht in den Preis einkal­kuliert wurden, werden trans­parent gemacht. Die Ausge­staltung der Kompen­sations­mecha­nismen variiert in der Praxis aller­dings stark und sorgt immer wieder für Kritik.

Der größte Kritikpunkt ist, dass eine Kompen­sation nur zu einer (dringend benötigten) Vermei­dung von Emis­sionen anregt, sofern der Preis entsprechend hoch ist. Ansonsten kommt es zu soge­nannten Rebound-Effekten: Verbraucher*innen erhalten durch die Kompen­sation das Gefühl, umwelt­freund­lich zu reisen und fliegen deshalb häufiger - die Emis­sionen steigen.

Die Kosten einer Tonne CO2 sind dabei durchaus schwer zu beziffern. Eine Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und des Potsdam-Instituts für Klima­folgen­forschung (PIK) aus dem Jahr 2020 schätzt die wirtschaft­lichen Kosten einer Tonne CO2 auf 76 - 148 Euro. Betrachtet werden in der Studie jedoch lediglich "[...] die unmittel­baren Folgen des Tempera­tur­anstiegs, nicht die Schäden durch Extrem­wetter-Ereig­nisse oder Meeres­spiegel-Anstieg [und] nur ökono­mische Schäden – außen vor bleibt auch, dass der Klima­wandel Öko­systeme zerstört, die Bio­diversität vermin­dert und die Wahr­schein­lichkeit von gewalt­samen Konflikten erhöht.“mehr

Würde man diese Kosten ebenfalls einkalku­lieren, lägen die Flug­preise weit über den bisherigen Ticket­preisen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Preis eines Hin- und Rück­fluges von Köln nach New York kostet ca. 400 Euro. Hinzu kommen bei ca. 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß wirtschaft­liche Kosten in Höhe von 190 - 370 Euro. Soziale und ökolo­gische Kosten wurden in dieser Rechnung bisher nicht betrachtet. Tabelle


Wasserstoff-Autos und Tempolimit

"Wasserstoff-Autos sind umwelt­freund­licher als E-Autos"

Das stimmt nur bedingt.

Während die Emissionen durch die Produktion von Wasser­stoff-Autos wegen der fehlenden Batterie geringer sind als die von E-Autos, hängt die Klima­bilanz im Betrieb stark von der Produktions­weise des Wasser­stoffs ab. Lediglich grüner Wasser­stoff, der aus­schließ­lich aus erneuer­baren Energien herge­stellt wird, ist annähernd CO2-neutral. Daneben kann H2 beispiels­weise auch durch Erdgas oder Biogas, Braun­kohle und Stein­kohle hergestellt werden. Die CO2-Emis­sionen variieren dabei stark (Steinkohle: ca. 25 Tonnen; Biogas: ca. 5 Tonnen).

In einem Vergleich schneidet der Toyota Mirai unter der Annahme, dass der benötigte Wasser­stoff aus Erdgas hergestellt wird, leicht schlechter ab als der batterie­betriebene Tesla Model 3, für den der aktuelle deutsche Strommix zugrunde gelegt wurde (19.740 vs. 17.497 Tonnen CO2 über den gesamten Lebens­zyklus). Da es aktuell kaum H2-Autos auf dem Markt gibt, ist ein breiter Vergleich der Lebens­zyklus­emis­sionen aller­dings nicht möglich.

Grundsätzlich haben batteriebetriebene Autos aktuell einen "[…] mehr­jährigen Technik- und Markt­entwicklungs­vorsprung […]" und sind durch den Mangel an Umwand­lungs­prozessen deutlich effizienter als H2-Autos. Großes Potenzial für Wasser­stoff im Verkehrs­sektor wird insbe­sondere bei LKW und Bussen gesehen, für die ein Batterie­betrieb kaum möglich ist.

"Ein Tempolimit bringt nichts"

Das stimmt nicht.

In einer Auflistung von Maßnahmen zum Klimaschutz im Verkehr schreibt die Agora Verkehrs­wende, dass "[…] die CO2-Emissionen von Pkw bei einer Geschwindigkeit von mehr als 130 km/h im Jahr 2020 um etwa 19 Prozent höher als bei 120 km/h in flüssigem Verkehr […]" lagen. Ein Tempolimit von 130 km/h könnte so zu Einspa­rungen von ein bis zwei Millionen Tonnen, ein Tempo­limit von 120 km/h sogar zu zwei bis dreiein­halb Millionen Tonnen CO2 führen.

Eine aktuelle Studie des Umwelt­bundesamtes kommt auf 6,7 Millionen Tonnen CO2. Bei zeit­gleichem Tempo­limit von 80 km/h auf Land­straßen könnten jährlich sogar acht Millionen Tonnen einge­spart werden. Bei Gesamt­emis­sionen im Verkehrs­sektor von 148 Millionen Tonnen ist das Tempo­limit mit Sicher­heit nicht die alleinige Lösung.

Das Umweltbundesamt verweist jedoch darauf, dass ein Tempo­limit im Vergleich zu anderen Maß­nahmen ein "[…] kurzfristig realisier­barer, kosten­günstiger und wirksamer Beitrag zur Redu­zierung der Treibhaus­gas­emissionen des Verkehrs [ist]. Zudem würde auch die Verkehrs­sicherheit erhöht und die Lärm- und Schad­stoff­emis­sionen gemindert.“ Tatsächlich zeigen Studien, dass die Anzahl der Unfälle mit Todes­folge bei Anhebung der Höchst­geschwindig­keit über­propor­tional steigen. In einer Studie in Branden­burg wurden die Folgen der Einfüh­rung eines Tempo­limits untersucht.mehr

Was ist nach Einführung des Tempolimits in Brandenburg passiert?

Die Zahl der Unfälle hat sich um 25 Prozent reduziert!

Auf einem 62 Kilometer langen Abschnitt der A24 wurde nach Einfüh­rung eines Tempo­limits eine Reduktion der Unfälle um 48 Prozent und der Verun­glückten um 57 Prozent festge­stellt. Rechnet man weitere Faktoren heraus, zeigt sich: Allein durch die Einfüh­rung des Tempo­limits konnte jeder vierte Unfall verhindert werden.


Langsamer ÖPNV und teures Bahnfahren

"Der ÖPNV ist schlecht ausgebaut und langsam"

Das stimmt in Teilen.

Es gilt insbesondere zwischen der Situa­tion in der Stadt und auf dem Land zu unter­scheiden. Eine Analyse des öffentlichen Nahverkehrs aus dem Jahr 2021 zeigt: "27 Millionen Deutschen, die in Metro­pol­regionen und Groß­städten leben, steht ein sehr guter öffent­licher Nah­verkehr zur Verfü­gung. Für 55 Millionen Bundes­bür­gerinnen und Bundes­bür­gern, die im Umland und im länd­lichen Raum wohnen, ist das Ange­bot deutlich geringer. Deutsch­land­weit gibt es zwar ein dichtes Netz an Halte­stellen. Doch weniger als die Hälfte der Halte­stellen auf dem Land wird mehr als zwei­mal pro Stunde bedient. Hin­gegen haben 90 Prozent der Groß­stadt­bewoh­nerinnen und Groß­stadt­bewohner mindes­tens einen Stunden­takt.

Die Pünktlichkeit variiert dabei stark zwischen Regional- und Fernverkehrszügen. Während im Regional­verkehr nur ein geringer Anteil an Zügen mit einer Verspä­tung von mehr als fünf Minuten am Ziel ankom­men (seit 2017 im Schnitt rund fünf Prozent), ist im Fern­verkehr jeder vierte Zug von einer solchen Verspä­tung be­troffen (seit 2017 im Schnitt rund 23 Prozent).

Trotz des deutlichen Verbesserungs­bedarfs bei Pünkt­lich­keit der Züge insbe­sondere im Fern­verkehr, sollte nicht außer Acht gelas­sen werden, dass auch auf Auto­bahnen immer wieder Verzöge­rungen durch Staus ent­stehen.

Was meinen Sie: Wie hoch war das Stau­aufkommen auf deutschen Auto­bahnen im Jahr 2019?

Laut ADAC wurden 2019 521.000 Stunden bzw. 1.423.000 Kilo­meter Stau ge­meldet. Anders ausge­drückt: die Staus des Jahres 2019 ent­sprechen einer Zeit von mehr als einem halben Jahr­hun­dert bzw. dem Umfang von 35 Erd­kugeln.

"Bahnfahren ist teuer"

Das stimmt nur bedingt.

Ob die Nutzung des ÖPNV oder des eige­nen Autos güns­tiger ist, lässt sich nicht verall­ge­meinern. Zumin­dest in Städten erweist sich der ÖPNV als zuneh­mend vorteil­haft. Insbe­son­dere mit der Einfüh­rung des deutsch­land­weit gültigen 49-Euro-Tickets zum 01.05.2023 sanken die Kosten für den ÖPNV für viele Men­schen. Diese Kosten­ver­gleiche ver­nach­lässigen grund­sätzlich jedoch soge­nannte ex­terne Kosten, die insbe­son­dere durch die Nutzung des priva­ten Autos ent­stehen und auf die Allge­mein­heit über­tragen werden.

Dazu gehören zum Beispiel klima­tische Verän­de­rungen durch CO2-Emis­sionen, eine Verringe­rung der Arten­vielfalt durch einen hohen Flächen­verbrauch, Gesund­heits­schäden durch eine verschlech­terte Luft­qualität, einen hohen Geräusch­pegel und Bewe­gungs­mangel sowie Verkehrs­unfälle. Allein die ökolo­gischen und sozia­len Kosten der Luftver­schmut­zung in der EU werden für das Jahr 2016 auf bis zu 80 Milliar­den Euro geschätzt (siehe hier). Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigt zudem, dass ein Zuwachs an Autos in Städten um ein Prozent die auf die Gesell­schaft verteil­ten, sozialen Kosten um rund 0,5 Prozent erhöht. Unter Berück­sichti­gung dieser Kosten erweist sich die Nut­zung eines eigenen Autos als deut­lich kost­spieliger.

Wie hoch schätzen Sie die jähr­lichen externen Kosten pro Person durch den Verkehr in Deutsch­land ein?

Laut dem Forschungsinstitut Infras lagen die exter­nen Kosten durch den Verkehr in Deutsch­land im Jahr 2017 bei 149 Milliar­den Euro. Bei unge­fähr 83 Millio­nen Einwoh­ner*innen ergibt das 1.800 Euro pro Person. 1.700 Euro davon ent­stehen allein durch den Straßen­verkehr.


Klimabilanz und Radfahren

"Die Klimabilanz von E-Autos ist so schlecht wie von Verbrennern"

Das stimmt nicht.

Eine Studie aus dem Jahr 2022, in der rund 800 Mittel­klasse-Pkw ver­glichen wurden, zeigt, dass die CO2-Emis­sionen über den Lebens­zyklus (Produk­tion, Betrieb und Entsor­gung) eines E-Autos um bis zu 89 Prozent (Nutzung von Öko­strom) und bis zu 65 Prozent (Nutzung des Strom­mix) unter denen eines vergleich­baren Verbren­ners liegen können. Zu einem ähn­lichen, wenn auch in der Größen­dimen­sion abweichen­den Ergeb­nis ist bereits eine Studie der Agora Verkehrswende im Jahr 2019 ge­kommen.

Es stimmt zwar, dass E-Autos in der Produk­tion einen höhe­ren CO2-Aus­stoß auf­weisen, dieser kann sich aber bereits nach einigen tausend Kilo­metern aus­gleichen. Gleich­zeitig besteht ein großes Optimie­rungs­poten­zial in der Batterie­her­stel­lung und dem Recy­cling. Dadurch lässt sich nicht nur der CO2-Aus­stoß ver­ringern, sondern auch der Bedarf an Roh­stoffen, die unter schweren Umwelt­ein­wir­kungen und teils gravie­renden Menschen­rechts­verlet­zungen geför­dert werden.

Grundsätzlich gilt: E-Autos sind zwar nicht klima­neutral, aber deut­lich weniger umwelt­schäd­lich als Ver­brenner. Die kon­krete Klima­bilanz hängt in der Praxis selbst­ver­ständ­lich auch von der Größe der Batterie und der eige­nen Fahr­weise ab. Sofern kein Umstieg auf den ÖPNV, Car­sharing oder das Fahr­rad mög­lich ist, empfiehlt es sich in jedem Fall, ein mög­lichst kleines Auto zu nutzen und dieses auszu­lasten.

"Radfahrer*innen erhöhen das Unfall­risiko im Straßenverkehr"

Das stimmt nicht.

Während Radfahrer*innen im Jahr 2020 Hauptverursacher*innen von etwa 20 Prozent aller Verkehrs­unfälle mit Personen­schadenwaren, sind sie bei mehr als einem Drittel selber ver­letzt worden. Auch Fuß­gänger*innen sind im Vergleich über­pro­portio­nal be­troffen. Während sie für drei Prozent aller Verkehrs­unfälle mit Personen­schaden haupt­ver­ant­wort­lich waren, wurden sie in neun Prozent der Fälle ver­letzt. Bei Verkehrs­un­fällen mit Todes­folge liegt dieser Anteil sogar bei 14 Prozent (siehe hier). Die über­wiegende Anzahl, näm­lich rund zwei Drittel aller Verkehrs­unfälle mit Personen­schaden, ent­steht hin­gegen haupt­ursäch­lich durch Auto­fahrer*innen.

Eine der Ursachen für Verkehrsunfälle mit Beteili­gung von Fahrrad­fahrer*innen liegt in der unzu­reichen­den Rad­infra­struktur. Im Ranking der fahrradfreundlichsten Großstädte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) belegte Köln im Jahr 2020 unver­ändert den letzten Platz. Beson­ders schlecht wurde laut Kölner Stadtanzeiger "[...] die Qualität der Rad­wege be­wertet, die zu schmal und deren Ober­fläche in schlech­tem Zustand seien. Kritisiert wurde unter ande­rem auch, dass das Falsch­parken auf Rad­wegen nicht konse­quent geahn­det werde und es häufig zu brenz­ligen Situa­tionen mit Autos und Fuß­gängern komme. Beson­ders schlecht schnitt Köln im Vergleich mit ande­ren Metro­polen bei der Mög­lich­keit der Mit­nahme des Rads in Bussen und Bahnen ab."mehr

Auf die hohen Unfallzahlen auf den Kölner Ringen (siehe Grafik unten) hat die Stadt Köln inzwischen immer­hin reagiert. So sind im Sommer 2022 beispiels­weise "[...] drei Kilo­meter neue Radfahr­streifen in komfor­tabler Breite von 2,50 Meter ent­standen" und Lade­zonen ge­schaffen worden, "[...] sodass die Rad­fahr­streifen durch­gehend frei bleiben können und Rad­fah­rende nicht vom Liefer­verkehr in zweiter Reihe behin­dert werden."


Fazit

Bezüglich der Elektromobilität gibt es viele Mythen! Infor­mieren Sie sich richtig, denn wie so häufig stimmt nicht alles, was man zu diesem Thema hört. So ist beispiels­weise der Mythos, dass ein Tempo­limit nichts bringen würde, falsch. Denn ein Tempo­limit von 130 km/h könnte zu Einspa­rungen von ein bis zwei Millio­nen Ton­nen CO2 und ein Tempo­limit von 120 km/h sogar zu einer Einspa­rung von zwei bis drei­ein­halb Millio­nen Tonnen CO2 führen.

Unfallhäufigkeit auf Straßenabschnitten in und um Köln: Unfälle mit Fahrrad-Beteilligung.

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