Ein älteres Ehepaar füllt zusammen einen Pflegeantrag aus.

Ratgeber Pflegeantrag

Wird eine Person pflege­be­dürf­tig, ent­ste­hen schnell enor­me Kos­ten für die Pfle­ge und Ver­sor­gung. Mit einem An­trag auf Leis­tungen der Pfle­ge­ver­siche­rung, also dem Pfle­ge­an­trag, wird in­di­rekt auch der Pfle­ge­grad be­an­tragt.

Je nach Pflegegrad erhal­ten die Be­trof­fe­nen fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung in Form von Geld- und Sach­leis­tungen. Wird der An­trag ge­stellt, er­folgt eine Be­gut­ach­tung des Pa­tien­ten bzw. der Patientin. Und in der Fol­ge gibt es eine Ein­stu­fung in einen der fünf Pfle­ge­gra­de oder eine Ab­leh­nung des Pfle­ge­an­trags.

In dies­em Rat­ge­ber er­fah­ren Sie, wie der Pfle­ge­an­trag ge­stellt wird, wer ihn stel­len kann, wel­che Leis­tung­en be­an­tragt wer­den kön­nen und vie­les mehr.

Pflegeantrag: Wer ihn stellt und wann er gestellt werden sollte

Nicht nur im hohen Alter kann es je­der­zeit zu einer Si­tua­tion kom­men, in der eine Per­son pfle­ge­be­dürf­tig wird. Doch: Was heißt pfle­ge­be­dürf­tig ei­gent­lich und wer ist pfle­ge­be­dürf­tig im Sin­ne des Ge­setzes?

De­fi­ni­ti­on Pfle­ge­be­dürf­tig­keit:

Als pflegebedürftig gelten Per­so­nen, de­ren kogni­ti­ve Fä­hig­kei­ten, Mo­bi­li­tät bzw. ko­or­di­na­ti­ve Fä­hig­kei­ten ein­ge­schränkt sind. In­fol­ge­des­sen kön­nen Tä­tig­kei­ten, bei­spiels­wei­se die Kör­per­pfle­ge be­tref­fend, nicht mehr oder nur noch in Tei­len selb­stän­dig aus­ge­führt wer­den. Pfle­ge­be­dürf­tig im Sin­ne des Ge­setzes sind nach § 14 SGB XI Per­so­nen, "die ge­sund­heit­lich be­ding­te Be­ein­träch­ti­gun­gen der Selb­stän­dig­keit oder der Fä­hig­kei­ten auf­wei­sen und des­halb der Hil­fe durch an­de­re be­dür­fen."

Tipp:

Tritt die Pflegebedürftigkeit ein und der oder die Be­trof­fe­ne ist voraus­sicht­lich länger als sechs Mo­na­te auf Hil­fe im All­tag an­ge­wie­sen, sollte um­ge­hend ein Pfle­ge­an­trag bzw. An­trag auf Pfle­ge­grad ge­stellt wer­den. Pfle­ge­geld rück­wirkend gibt es näm­lich nicht! Leis­tungen er­hal­ten die Be­trof­fen­en erst ab dem Tag der An­trag­stel­lung.

Der An­trag muss nicht von dem Be­trof­fen­en selbst ge­stellt wer­den, eine be­voll­mächtigte Per­son oder Be­treu­er*in­nen kön­nen dies für den oder die Pfle­ge­be­dürf­tige*n tun. Vor­aus­setz­ung ist in diesem Fall eine Voll­macht oder ein Be­treu­er­aus­weis.

Wo und wie stellt man einen Antrag auf Pflegeleistungen?

Die Pfle­ge­ver­si­che­rung ist eine Pflicht­ver­siche­rung in Deutsch­land, die in der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) oder der pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung (PKV) ver­an­kert ist. Ge­ne­rell ist je­de*r pfle­ge­ver­si­chert – und zwar dort, wo man kran­ken­ver­si­chert ist. Es be­steht die Mög­lich­keit, da­rü­ber hin­aus pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­rung­en ab­zu­schlie­ßen.

Für den Pfle­ge­an­trag spielt es je­doch keine gro­ße Rol­le, ob eine ge­setz­li­che Pfle­ge­ver­si­che­rung be­steht oder die Pfle­ge­ver­si­che­rung pri­vat ab­ge­schlos­sen wur­de, denn der An­trag auf Pfle­ge­leis­tung­en wird bei der Pfle­ge­ver­si­che­rung des/der Be­trof­fen­en ge­stellt.

In der Re­gel kön­nen Sie den An­trag ein­fach per Post, Fax oder Mail an Ihre Kran­ken­kas­se sen­den mit der Bit­te um Wei­ter­lei­tung an die Pfle­ge­kas­se. Pri­vat­ver­si­cher­te wen­den sich in dem Fall an die pri­va­te Pfle­ge­ver­siche­rung. Auch te­le­fo­nisch kann der Pfle­ge­an­trag ge­stellt wer­den. Aller­dings haben Sie dann keinen Nach­weis da­rüber, dass und wann der An­trag ge­stellt wurde.

Wenn Sie ein­en Pfle­ge­grad be­an­tra­gen wollen, geht dies oft mit der Frage ein­her: Wie kann ich über­haupt ein­en Pfle­ge­an­trag stellen? Der An­trag kann zu­nächst form­los auch te­le­fo­nisch er­fol­gen. Wenn der An­trag bei der Pfle­ge­kasse ein­ge­gang­en ist, sen­det die­se für die Be­an­tra­gung der Pfle­ge­leis­tung­en ein Formu­lar zu­rück.

Welche Leistungen können mit einem Pflege­antrag bean­tragt werden?

Wenn Sie das Formu­lar für den Pfle­ge­an­trag von Ihrer Kran­ken­kas­se zu­ge­sen­det be­kom­men, müs­sen Sie ent­schei­den, wel­che Leis­tung­en der Pfle­ge­ver­si­che­rung Sie be­an­tra­gen wol­len. Be­reits wenn Sie den An­trag auf Pfle­ge­leis­tung­en stel­len, soll­ten Sie sich des­halb Ge­dan­ken da­zu mach­en. Brau­chen Sie bei­spiels­wei­se eine Pfle­ge­kraft zu Hau­se, eine Ta­ges- und Nacht­pfle­ge oder eine De­menz-Be­treu­ung bzw. De­menz-Ta­ges­pfle­ge? Kei­ne Angst: Die Leis­tung­en kön­nen im Nach­hi­nein noch ge­än­dert oder an­ge­passt werden.

Wich­tig zu wissen: Die Höhe der Geld- und Sach­leis­tun­gen, die die Pfle­ge­kasse über­nimmt, wird je­doch im­mer durch den Pfle­ge­grad be­stimmt. Ge­ne­rell ist eine Kom­bi­na­tion von Sach­leis­tun­gen und Pfle­ge­geld mög­lich. Mehr zum The­ma Pfle­ge­grad und den da­mit ver­bun­de­nen Leis­tun­gen samt kon­kre­ter ak­tu­eller Zah­len fin­den Sie auch in unse­rem Rat­ge­ber Pfle­ge­grad.

Ratgeber Pflegegrad

Eine Pflegerin schiebt einen älteren Patienten im Rollstuhl im Park spazieren.

Pflegeleistungen im Überblick

Vollstationäre Leistungen

Pflegesachleistung

Pflegegeld

Weitere Leistungen

Älteres Ehepaar sitzt mit Gutachter für eine Pflegebegutachtung zusammen.

Ablauf Pflegebegutachtung

Sie haben die ersten zwei Schritte schon hinter sich gebracht: 1. Pfle­ge­an­trag stellen und 2. An­trags­for­mu­lar aus­füllen und so­mit Pfle­ge­leis­tun­gen bzw. Pfle­ge be­an­tra­gen. Ob und wel­che Leis­tun­gen nun durch die Pfle­ge­kas­se er­bracht wer­den, hängt vom fest­ge­stell­ten Pfle­ge­grad ab.

Um den Pfle­ge­grad einer Per­son fest­zu­stellen, wird ein Gut­ach­ter oder eine Gut­ach­terin den Pfle­ge­grad für die pfle­ge­be­dürf­tige Per­son er­mit­teln. Zu einem vor­her mit­ge­teil­ten Ter­min kommt al­so ein/e Gut­achter*in des Me­di­zi­ni­schen Diens­tes (bei ge­setz­lich Ver­sicher­ten) oder von Medic­proof (bei pri­vat Ver­sicher­ten) zu Ihnen oder Ihrer/Ihrem An­ge­höri­gen nach Hause.

Ein klei­ner Hin­weis: Oft­mals wird noch vom MDK und der MDK-Prü­fung also „Me­di­zi­ni­scher Dienst der Kran­ken­ver­siche­rung“ ge­sprochen, mittler­wei­le gibt es aber nur noch den Me­di­zi­ni­schen Dienst (MD).

Wenn die Be­gut­achtung an­steht, soll­ten mög­lichst auch ein*e An­ge­höri­ge*r oder Be­treuer*in an diesem Tag dabei sein. Denn der/die Gut­achter*in möchte sich ein mög­lichst um­fassen­des Ge­samt­bild von der Si­tua­ti­on machen. Zu die­sem Zweck wer­den auch Fra­gen rund um die Themen ge­sund­heit­liche und pfle­ge­ri­sche Vor­ges­chich­te ge­stellt.

Der Pfle­ge­grad selbst wird an­hand eines fest­ge­leg­ten Sys­tems er­mittelt. Es wer­den bei der Pfle­ge­be­gut­ach­tung an­hand von sechs Mo­du­len Punk­te ver­ge­ben und so der Pfle­ge­grad er­mittelt. Mo­du­le der Pfle­ge­grad­be­stim­mung: Mo­bi­li­tät, Kog­ni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fä­hig­kei­ten, Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen, Selbst­ver­sor­gung, Be­wäl­ti­gung und selbst­stän­di­ger Um­gang mit krank­heits- oder thera­pie­be­ding­ten An­for­de­rung­en und Be­las­tung­en, Ge­stal­tung des All­tags­le­bens und so­zia­ler Kon­takte.

Für eine rea­lis­tische Ein­schätz­ung durch die gut­ach­ten­de Per­son kann es auch sinn­voll sein, ein Pfle­ge­ta­ge­buch zu führen.

Tipps zur Begutachtung und Pflegedokumentation

Da sich der Pfle­ge­grad an der ver­blie­be­nen Selbst­stän­dig­keit der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­son ori­en­tiert, ist es wich­tig, der/dem Gut­ach­ter*in ein voll­um­fäng­liches Bild zu er­mög­li­chen. Um Ihre Aus­sa­gen und den Zu­stand der An­trag­stel­lerin oder des An­trags­stellers plau­si­bel zu be­le­gen, sollten Sie im Vor­feld fol­gen­de Do­ku­men­te sam­meln und in Ko­pie für die Be­gut­ach­tung be­reit­le­gen (falls vorhanden):

  • Schwer­be­hin­der­ten­aus­weis
  • Auf­lis­tung der be­nö­tig­ten Hilfs­mit­tel (Rol­la­tor, Seh­hil­fe, Ba­de­wan­nen­lift…)
  • Aktuelle (Ent­lassungs-)Be­rich­te von Ärz­ten, Fach­ärz­ten, Kran­ken­häu­sern oder Re­ha-Ein­rich­tun­gen
  • Me­di­ka­men­ten­plan
  • Pfle­ge­do­ku­men­ta­tion bzw. Pfle­ge­gut­ach­ten (wenn be­reits Fach­kräfte pfle­gen)
  • Pfle­ge­pro­to­koll, auch in Form per­sön­li­cher No­ti­zen über Art und Ver­lauf der Pflege

Ein Pfle­ge­ta­ge­buch-Mus­ter er­hal­ten Sie bei ei­nem der deutsch­land­wei­ten Pfle­ge­stütz­punkte. Nut­zen Sie die Pfle­ge­ta­ge­buch-Vor­la­ge, um den Pfle­ge­be­darf min­des­tens eine Woche lang zu do­ku­men­tie­ren. Be­ach­ten Sie, dass sich die neu­en Pfle­ge­ta­ge­bü­cher nach den sechs Mo­du­len der Be­gut­ach­tung rich­ten, eine Ein­schät­zung des Pfle­ge­be­darfs nach Mi­nu­ten ist nicht mehr zeit­ge­mäß.

Ein Bei­spiel für ein ak­tu­elles Pfle­ge­pro­to­koll fin­den sie in un­se­rem On­line-Ser­vice zur Pfle­ge:
Gothaer On­line-Ser­vice zur Pfle­ge

Oder di­rekt von Me­dic­proof, dem Me­di­zi­ni­schen Dienst für Pri­vat­ver­siche­rte:
Pfle­ge­pro­to­koll (medicproof.de)

Eilantrag, Höherstufungen und Widerspruch Pflegegutachten


Prin­zi­piell soll­te die Pfle­ge­ver­siche­rung stets über alle Än­de­run­gen be­tref­fend der Si­tua­ti­on der An­trag­stel­ler­in oder des An­trags­stel­lers in­for­miert wer­den. Da es sich bei­spiels­weise beim Pfle­ge­geld um eine So­zi­al­leis­tung han­delt, ist man per Ge­setz (§ 60 SGB I) ver­pflich­tet, „alle Tat­sachen an­zu­ge­ben, die für die Leis­tung er­heb­lich sind“ so­wie „Än­de­rung­en in den Ver­hält­nis­sen, die für die Leis­tung er­heb­lich sind“ mit­zu­teilen.

Eilantrag

Änderungen / Höherstufungen

Pflegegutachten Widerspruch

Steuerinfo

Prinzipiell gilt das Pfle­ge­geld als eine Ein­nah­me, da es als Zah­lung di­rekt auf das Kon­to der zu pfle­gen­den Per­son über­wie­sen wird. So­mit ist Pfle­ge­geld steu­er­pflich­tig. Es gibt je­doch das so­ge­nan­nte Steu­er­pri­vi­leg, unter das ei­ni­ge Per­so­nen bzw. Per­so­nen­krei­se fal­len. Für den oder die Pfle­ge­be­dürf­ti­ge ist das Pfle­ge­geld steu­er­frei, da es zu den So­zial­leis­tun­gen zählt. Pfle­gen­de An­ge­hö­rige wie El­tern, Ehe­part­ner*in­nen, Nich­ten und Nef­fen oder On­kel und Tan­ten, kom­men ums Pfle­ge­geld ver­steu­ern he­rum, wenn sie zwar das Pfle­ge­geld als Ent­gelt für die Pfle­ge er­hal­ten, aber keine wei­te­ren Gel­der für die Pfle­ge des Ver­siche­rungs­neh­men­den be­kommen. Glei­ches gilt auch für Pfle­ge­el­tern oder Pfle­ge­kin­der und teil­weise auch für nicht ver­wandte Per­so­nen, wenn zwi­schen ih­nen und der zu pfle­gen­den Per­son eine sitt­li­che und mo­ra­li­sche Ver­pflich­tung, das heißt eine be­son­ders en­ge Be­zie­hung, be­steht. Die­se Ver­pflich­tung muss durch das Fi­nanz­amt be­stä­tigt wer­den und es kann ein Pro­blem dar­stellen, die­se zu be­legen.

Fazit

Wer sich im Vor­feld gut in­for­miert, hat es am En­de leich­ter mit dem Pfle­ge­an­trag, denn vie­le Fra­gen zum An­trag und der Ein­stu­fung er­üb­ri­gen sich so. Mit dem Wis­sen, wie der An­trag ge­stellt wird, wel­che Leis­tun­gen be­an­tragt wer­den kön­nen, wie man die ak­tu­elle Si­tua­ti­on des An­trags­stel­len­den gut do­ku­men­tie­ren kann und wie die Be­gut­ach­tung ab­läuft, sollte ei­nem er­folg­rei­chen Pfle­ge­an­trag nichts mehr im We­ge stehen.

Fragen & Antworten zum Pflegeantrag

Wer kann Pflegegeld beantragen?

Was darf ich mit Pflegegeld machen?

Muss Pflegegeld versteuert werden?

Wer bekommt Pflegegeld?

Was ist die Pflegekasse?

Was sind Pflegeleistungen?

Wer ist pflegebedürftig im Sinne des Gesetzes?

Was muss man tun, um einen Pflegegrad zu beantragen?

Wer kann den Pflegeantrag stellen?

Warum stellt man einen Pflegeantrag?