Sie fühlen sich plötzlich ausgelaugt, erschöpft, lustlos und können Aufgaben, die Sie früher ganz einfach geschafft haben, nicht mehr richtig erledigen? Wenn Sie sich sowohl privat als auch beruflich überbelastet fühlen und sich das auf Dauer als emotionale und körperliche Erschöpfung äußert, könnten Sie an dem Burnout-Syndrom leiden. Was genau sich dahinter verbirgt und wie Sie eine Erkrankung erkennen können, beschreiben wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Beim Burnout handelt es sich nicht um ein fest umschriebenes Krankheitsbild - es stellt auch keine eigenständige psychiatrische Diagnose dar. Ein Burnout wird allerdings oft als Vorstufe oder auch Risikosituation beschrieben, aus der sich eine psychische oder psychosomatische Störung entwickeln kann. Das Burnout-Syndrom beschreibt einen Zustand andauernder Erschöpfung, in der Regel verursacht durch eine Überbelastung.
Die Ursachen für eine Überbelastung können ganz unterschiedlich und individuell sein. Häufige Ursachen sind:
Untersuchungen ergaben, dass vor allem bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel Streben nach Perfektion oder Höchstleistungen am Beginn des Prozesses stehen. Von den Burnout-Betroffenen wurden oft Ziele im Berufs- oder Privatleben so unrealistisch hochgesteckt, dass sie entweder gar nicht oder nur durch unverhältnismäßigen Energieaufwand erreicht werden konnten. Die Ziele sind dabei oftmals fremdbestimmt. Bei Erreichung der Ziele wird daher oft keine echte Befriedigung erreicht.
Doch nicht nur ständige Leistungsüberforderung kann Burnout auslösen, sondern auch Unterforderung. Wenn für Personen keine Möglichkeiten mehr bestehen, sich Leistungsanforderungen auszusetzen (zum Beispiel Arbeitslosigkeit), macht sich nach und nach ein Gefühl fortschreitenden Versagens und der Selbstunwirksamkeit breit. Von hier aus dreht sich dann die Burnout-Spirale über Erfolglosigkeit, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit weiter nach unten in die Erschöpfung und Selbstbeschuldigung.
Wichtig zu erkennen: Das Burnout kann jeden treffen – unabhängig vom Beruf oder der privaten Lebenssituation. Als Außenstehende sieht man den Betroffenen die Überlastung häufig erst mal nicht an, bis es ggf. zu körperlichen Symptomen kommt.
Beim Burnout gibt es sowohl körperliche als auch psychische bzw. mentale Symptome. Einige Symptome sind für Außenstehende sichtbarer als andere, daher kann es schwierig sein, Anzeichen für ein Burnout zu erkennen und ggf. auch Hilfe zu leisten. Es ist aber enorm wichtig, die Anzeichen früh genug zu erkennen und entsprechende Bewältigungsstrategien zu entwickeln, damit sich aus der Überlastung keine anhaltende psychische Störung entwickelt.
Wir haben Ihnen die Symptome eines Burnouts hier aufgelistet. Sollten mehrere Symptome auf Sie zu treffen, ist es ratsam, sich eine professionelle Meinung zum Beispiel durch einen Arzt oder eine Ärztin einzuholen.
Körperliche Symptome:
Psychische Symptome:
Soziale Erschöpfung:
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Im Gegensatz zur Depression ist ein Burnout kein eigenständiges medizinisches Krankheitsbild. Burnout kann daher nur als "Zusatzdiagnose“ zu einer medizinisch bestätigten Krankheit beschrieben werden. Oft wird diese Zusatzdiagnose tatsächlich in Verbindung mit einer Depression gestellt.
Das Krankheitsbild einer Depression ist klar definiert. Bei einer Depression geht es nicht unbedingt um die Ursache – in einer Psychotherapie beschäftigt sich der oder die Betroffene vor allem mit akuten Symptomen und passenden Bewältigungsstrategien. Bei einem Burnout kann man feststellen, dass die Ursache ggf. in einer dauerhaften Überbelastung liegt und damit die mentale, körperliche und soziale Erschöpfung ausgelöst wurde. In der Praxis ist eine klare Abtrennung tatsächlich etwas schwieriger. Aus diesem Grund lautet die Hauptdiagnose in der Regel Depression, verursacht durch das Burnout-Syndrom.
Der Verlauf eines Burnouts lässt sich in verschiedene Phasen einordnen. Diese Phasen wurden von dem Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger definiert. Im Folgenden beschreiben wir Ihnen kurz die typischen Charakteristika in den jeweiligen Phasen.
Wichtig zu wissen: Nicht jede Phase muss bei jedem Betroffenen auftauchen und die Übergänge zwischen den Phasen sind nicht klar abgegrenzt.
Erste Phase: Zwang, sich beweisen zu müssen
Zweite Phase: Verstärkter Einsatz
Dritte Phase: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Vierte Phase: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Fünfte Phase: Umdeutung von Werten
Sechste Phase: Verstärkte Verleugnung von Problemen
Siebte Phase: Rückzug
Achte Phase: Deutliche Verhaltensänderung
Neunte Phase: Depersonalisation
Zehnte Phase: Innere Leere
Elfte Phase: Depression und Erschöpfung
Zwölfte Phase: Völlige Burnout-Erschöpfung
Befindet sich das Burnout-Syndrom in den Anfangsphasen können Veränderungen im Lebensstil als auch berufliche Veränderungen helfen. Ein Wechsel des Arbeitsplatzes kann für manche Betroffene bereits ein wichtiger Schritt sein. Außerdem ist es wichtig, sich eine Erholungspause zu erlauben, um sich von der entstandenen Überbelastung erholen zu können und nicht weiter in die "Burnout-Spirale“ zu rutschen. Wenn das Burnout schon fortgeschritten ist, macht eine professionelle Psychotherapie Sinn. Ein wichtiger erster Schritt ist immer das Problem zu erkennen, darüber zu sprechen und daran zu arbeiten.
In einer Psychotherapie können zum Beispiel Übungen zur Entspannung erarbeitet werden, wie bspw. Atemübungen und Mediation. Das hilft den Betroffenen, Gefühle und Anspannungen im Körper wieder bewusst wahrzunehmen. Wie die Behandlung letztendlich aussieht, ist immer individuell. Der Therapeut oder die Therapeutin wird sich nach einigen Gesprächen ein Bild von Ihrem aktuellen Zustand machen und die therapeutischen Maßnahmen darauf anpassen. In unserem Ratgeber "Stressbewältigung: Was hilft gegen Stress?" gehen wir detailliert auf das Thema Stressbewältigung ein. Dort haben wir einige Tipps zusammengefasst, die Ihnen möglicherweise auch helfen könnten.
Eine psychische Belastung sollte man genauso ernst nehmen wie eine körperliche Erkrankung. Eine Krankschreibung wegen Burnout ist auf jeden Fall möglich und sollte auch von den Betroffenen wahrgenommen werden. In der Regel kann man damit zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin gehen. Doch es kann auch vorkommen, dass der Arzt oder die Ärztin keine Krankschreibung mit dieser Diagnose ausstellen möchte, sondern Sie an eine psychiatrische Praxis überweist, um eine zweite Meinung einzuholen.
Die Dauer der Krankschreibung kann variieren und hängt von den individuellen Umständen der Betroffenen ab. Es kann auch passieren, dass ein Arzt oder eine Ärztin eine ambulante oder stationäre Behandlung empfiehlt, wodurch die Dauer der Krankschreibung tatsächlich länger werden könnte. Der Arbeitgeber zahlt bis zu sechs Wochen das reguläre Gehalt; nach den sechs Wochen zahlt die Krankenkasse ein gewisses Krankengeld, welches 70-90 Prozent des Entgelts beträgt.
Übrigens: Ihr Arbeitgeber erfährt nicht, warum Sie krankgeschrieben sind. Sie müssen sich also keine Sorgen darübermachen, dass Ihr Arbeitgeber Sie damit konfrontiert. Bei einem guten Arbeitsverhältnis kann man aber natürlich offen darüber reden, wenn man das persönlich möchte.
Achten Sie frühzeitig auf Ihre mentale Gesundheit. Ein Burnout sollte man nicht unterschätzen, denn es kann bei langer Nichtbeachtung und Verleugnung zu ernsthaften psychischen Krankheiten führen. Nehmen Sie Hilfe von Freunden und Familie an, achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche, nehmen Sie Warnsignale von Ihrem Körper wahr. Professionelle Hilfe kann Sie auf dem Weg begleiten und mit Ihnen gemeinsam hilfreiche Maßnahmen zur Bewältigung erarbeiten.
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