Viele Millionen Menschen in Deutschland leiden an erhöhtem Blutdruck, einer koronaren Herzkrankheit oder gar beiden Erkrankungen. Doch viele Betroffene wissen dabei gar nichts von ihrer Erkrankung, da zunächst keine Beschwerden auftreten oder bei Beschwerden kein Arzt bzw. keine Ärztin aufgesucht wird. Folgeerkrankungen eines Bluthochdrucks oder einer koronaren Herzkrankheit (KHK) sind schwerwiegend und können beispielsweise wichtige Risikofaktoren für die Entstehung einer Herzmuskelschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz, sein.
Eine frühzeitige Erkennung und rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren, aber auch eines Bluthochdrucks oder einer koronaren Herzkrankheit können beispielsweise die Entwicklung einer Herzmuskelschwäche, eines Herzinfarkts und Herzrhythmusstörungen verhindern. Daher haben wir für Sie im Folgenden die wichtigsten Informationen und Tipps rund um Bluthochdruck zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Bluthochdruck?
Wie messe ich meinen eigenen Blutdruck?
Bluthochdruck: Ursachen
Was hilft gegen Bluthochdruck?
Medikamente gegen Bluthochdruck
Koronare Herzerkrankung (KHK): Definition
Die Risikofaktoren einer KHK
Wie kann ich mich gegen einen Herzinfarkt schützen?
Wie erkennt man eine KHK?
Wie lässt sich eine KHK behandeln?
Wie können Raucher*innen eine KHK behandeln?
Ernährung und Sport bei Bluthochdruck
Fazit
Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut auf die Wände der Blutgefäße ausübt. Er hängt ganz wesentlich von zwei Faktoren ab: von der Kraft bzw. dem Druck, mit dem unser Herz das Blut in den Kreislauf pumpt, und von der Elastizität und dem Durchmesser der Gefäße.
Bei der Blutdruckmessung werden jeweils zwei Werte ermittelt: erstens der maximale Druck während der Kontraktion bzw. Pumpphase des Herzens (Systole) und zweitens der niedrigere Druck während der Füllungsphase des Herzens (Diastole). Der Blutdruck wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben. Dabei steht Hg als chemisches Zeichen für Quecksilber.
Ein Messergebnis von 120/80 mmHg bedeutet, dass der obere (systolische) Wert dem Druck einer Quecksilbersäule von 120 mm Höhe, der untere (diastolische) Wert einer Höhe von 80 mm Quecksilbersäule entspricht. In den alten Blutdruckmessgeräten wurde tatsächlich noch Quecksilber für die Messung verwendet. Heute wird mit moderneren Messtechniken gemessen, aber die Messeinheit ist unverändert mmHg.
Die erste Blutdruckmessung sollte an beiden Armen durchgeführt werden, da der Blutdruck jeweils unterschiedlich sein kann. Von da an erfolgt die Messung immer an dem Arm, an dem sich die höheren Werte gezeigt haben.
Die Höhe des Blutdrucks hängt von der aktuellen Aktivität oder Belastung ab. Daher ist der Wert des Blutdrucks nicht konstant. Abgesehen von den normalen Tag-Nacht-Schwankungen mit höheren Werten am Tag, besonders in den Morgenstunden, und niedrigen Werten in der Nacht, muss sich der Blutdruck in jeder Situation unseren Bedürfnissen anpassen. In Abhängigkeit von jeder Aktivitäts- oder Entspannungssituation, von emotionalen und psychischen Einflüssen, geistiger Arbeit und der Körperlage erfolgt jeweils eine sehr schnelle Anpassung des Blutdrucks an die Erfordernisse.
Es sind sehr schnelle Blutdruckveränderungen notwendig. Nur so gelingt es, in jeder Situation alle Organe und Zellen des Körpers ausreichend mit Blut zu versorgen. Der Blutdruck ist daher nie konstant. Es ist also keinesfalls überraschend, dass bei verschiedenen Messungen unterschiedliche Blutdruckwerte ermittelt werden. Daher ist auch verständlich, dass ein einzelner Wert nicht repräsentativ sein kann, zum Beispiel für sämtliche (ca. 100.000 !) Blutdruckwerte rund um die Uhr. Aus diesem Grund hat heute die Blutdruck-Langzeitmessung mit einem tragbaren Gerät über 24 Stunden eine so wichtige Bedeutung. Hiermit kann am zuverlässigsten ermittelt werden, ob eine Hypertonie vorhanden ist oder nicht und ob eine normale Tag-Nacht-Regulation vorliegt.
Als optimaler Blutdruck gelten – unabhängig vom Alter (!) – Werte, die niedriger als 120/80 mmHg liegen. Optimal bedeutet, dass ein Blutdruck unterhalb dieser Werte mit dem geringsten Risiko für Herz und Hirn verbunden ist. Als Hypertonie (Bluthochdruck) bezeichnet man einen in Ruhe gemessenen Blutdruck von über 140/90 mmHg. Wird der Blutdruck zu Hause selbst gemessen (Blutdruckselbstmessung), gelten 135/85 mmHg als Grenze zwischen normalem Blutdruck und Hypertonie, entsprechend der Grenze von 140/90 mmHg in der Arztpraxis oder Klinik.
Die Diagnose Bluthochdruck erfordert nicht, dass beide Grenzwerte des Blutdrucks erreicht oder überschritten werden. Auch wenn nur einer der beiden Grenzwerte (140 mmHg bzw. 90 mmHg) erreicht oder überschritten wird, liegt ein Bluthochdruck vor. Je höher der Blutdruck, umso größer ist das Risiko. Die Diagnose Hypertonie wird allerdings nicht aufgrund einer einmaligen Messung gestellt, sondern es müssen immer mehrere Messungen an verschiedenen Tagen durchgeführt werden, um sicher nachzuweisen, dass tatsächlich eine dauerhafte Blutdruckerhöhung vorliegt. Ist dies der Fall, ist eine Behandlung erforderlich.
Die Blutdruckselbstmessung ist besonders hilfreich, wenn eine blutdrucksenkende Therapie begonnen bzw. geändert wurde. Sie empfiehlt sich zur Kontrolle des therapeutischen Effektes – sowohl bei medikamentösen als auch bei nicht medikamentösen Maßnahmen. Darüber hinaus gewinnen Sie mit häufigen Blutdruckselbstmessungen an verschiedenen Tagen (Alltag, Wochenende oder Urlaub) und zu verschiedenen Zeitpunkten unter verschiedenen Bedingungen einen besseren Einblick in Ihre individuelle Blutdruckreaktion. Die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten (Antihypertensiva) kann bereits nach wenigen Stunden eintreten. Die volle Wirkung erreichen die meisten Blutdruckmedikamente aber erst nach 3-4 Wochen. Bei Herzrhythmusstörungen kann die Blutdruckmessung problematisch sein: Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin!
Blutdruckmessung am Oberarm oder Handgelenk?
Bei korrekter Messung entspricht die Blutdruckmessung am Oberarm den tatsächlichen Blutdruckverhältnissen in den großen Arterien recht zuverlässig. Lassen Sie sich bei der Auswahl eines geeigneten Blutdruckmessgerätes von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder Apotheker bzw. Apothekerin beraten. Wichtig ist zum Beispiel die Wahl der richtigen Manschettengröße. Bei einem Oberarmumfang von mehr als 32 cm sind Spezialmanschetten erforderlich. Die Messung mit Standardmanschetten würde hier keine korrekten Blutdruckwerte ergeben.
Eine Messung des Blutdrucks am Handgelenk sollten Sie nur durchführen, wenn zuvor geprüft wurde, ob die Werte mit den Messwerten am Oberarm übereinstimmen. Der erste Wert (systolisch) darf nicht mehr als 10 mmHg, der zweite Wert (diastolisch) nicht mehr als 5 mmHg nach oben oder unten vom Messwert am Oberarm abweichen. Ist die Abweichung größer, ist ein Oberarmmessgerät erforderlich. Bei der Handgelenkmessung werden nur bei korrekter Haltung des Handgelenks richtige Werte gemessen. Im Vergleich zum Oberarmmessgerät kommt es bei der Handgelenkmessung häufiger zu falsch gemessenen Werten.
Wichtige Regeln zur Blutdruckmessung
Durchführung der Blutdruckselbstmessung
Messung mit Oberarmmanschette:
Selbstmessung am Handgelenk:
Der Blutdruck wird u. a. durch eine Vielzahl von Hormonen im Zusammenspiel mit dem vegetativen Nervensystem reguliert. Bei der Hypertonie besteht eine Störung im normalerweise fein abgestimmten Regelkreis zwischen Hormon- und Nervensystem und dem Blutdruckniveau. Für eine Störung dieses Regelkreises gibt es vielfältige Ursachen. Die Faktoren und Mechanismen, die zu hohem Blutdruck führen, sind heute sehr gut bekannt.
Bei den meisten Menschen mit erhöhtem Blutdruck liegt eine so genannte primäre Hypertonie vor. Mehrere sehr unterschiedliche Faktoren tragen hier zur Entstehung des erhöhten Blutdrucks bei. Dies sind Erbfaktoren sowie Faktoren, die aus subjektivem Verhalten, etwa Ernährung und Übergewicht, Reaktionen auf psychosoziale Faktoren und Stress,resultieren oder aus objektiven Gegebenheiten wie Lärm, Hitze und Umweltbelastungen.
Bei einigen Patient*innen mit Hypertonie liegt eine organische Ursache vor (sekundäre Hypertonie). Am häufigsten ist eine Niereninsuffizienz (eingeschränkte Nierenfunktion) oder eine Einengung einer Nierenarterie (Nierenarterienstenose). Hormonelle Störungen aufgrund einer Fehlfunktion der Schilddrüse oder der Nebenniere können ebenfalls zu hohem Blutdruck führen. Entsprechende Untersuchungen können diese Erkrankungen aufdecken.
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Nicht medikamentöse Maßnahmen sind die Basis jeder blutdrucksenkenden Therapie. Die Gewichtsreduktion ist für übergewichtige Hypertoniker*innen die effektivste Maßnahme zur Senkung des Blutdrucks.
Eine Reduktion des Kochsalzkonsums (NaCl) ist besonders sinnvoll für salzsensitive Hypertoniker*innen. Salzsensitiv sind Patient*innen mit einer erblichen Form, also bei bekannter Hypertonie in der Familie, ältere Hypertoniker*innen und Diabetiker*innen mit Bluthochdruck. Alle blutdrucksenkenden Medikamente wirken besser, wenn wenig Salz konsumiert wird. Im Gegenzug kann die Wirkung der Antihypertensiva durch hohen Kochsalzkonsum abgeschwächt werden.
Pro Tag sollten nicht mehr als 6 g Salz zugeführt werden. Beachten Sie, dass Nahrungsmittel wie Fertigprodukte, Pökelwaren oder Salzgebäck derart salzhaltig sind, dass Sie die empfohlene Grenze schnell überschreiten. Salzzufuhrmengen von über 10 g sind keine Seltenheit. Verwenden Sie beim Kochen nur sparsam Salz. Greifen Sie lieber zu pflanzlichen Gewürzen.
Kalium ist der Gegenspieler von Kochsalz und senkt den Blutdruck. Die Kaliumzufuhr sollte daher mit der Nahrung erhöht werden (Hülsenfrüchte, Kartoffeln u. a.) Ausnahme: Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) ist die Kaliumzufuhr zu beschränken. Die heute allgemein als sehr gesund bezeichnete "Mittelmeerkost" wirkt ebenfalls blutdrucksenkend: mehr Obst und Gemüse, weniger Fleisch und tierisches Fett, mehr Fisch.
Bei übermäßigem Alkoholkonsum sollte eine deutliche Einschränkung bzw. Abstinenz erfolgen. Eine Verringerung des Alkoholkonsums führt erwiesenermaßen zu einer Senkung des Blutdrucks.
Eine medikamentöse Behandlung ist in vielen Fällen unvermeidlich. Sie sollte aber immer von nicht medikamentösen Maßnahmen begleitet werden. Dadurch können die benötigten Medikamente und damit eventuell verbundene Nebenwirkungen verringert werden. Heute steht eine Vielzahl von gut wirksamen Medikamenten zur Blutdrucksenkung zur Verfügung. Die modernen Blutdruckmittel haben kaum noch Nebenwirkungen. So gelingt es heute, viele Hypertoniker*innen gut einzustellen.
Nicht alle Medikamente wirken bei allen Patient*innen mit Bluthochdruck in gleichem Maße blutdrucksenkend. Die Wirkung ist aber im Einzelfall nicht immer voraussehbar. Es ist daher unvermeidlich, dass gelegentlich mehrere verschiedene Medikamente ausprobiert werden müssen, um eine ausreichende Blutdrucksenkung zu erzielen. Hierbei ist es wichtig, dass sich Arzt oder Ärztin und Patient/Patientin Zeit lassen. Nur in wenigen Fällen ist eine rasche und starke Blutdrucksenkung erforderlich.
Die Mehrzahl der Patient*innen benötigt für eine optimale Therapie zwei oder drei Substanzen, die einzeln oder als Kombinationspräparat eingenommen werden. Nur bei etwa der Hälfte der Hypertoniker*innen reicht ein Medikament, um den Blutdruck in den normalen Bereich (unter 140/90 mmHg) zu senken. Das heißt, der überwiegende Teil der Patient*innen braucht eine Kombinationstherapie aus zwei oder mehr Substanzen für eine optimale Blutdruckbehandlung. Blutdruckmedikamente können in der Regel sehr gut miteinander kombiniert werden. Die Auswahl und Kombination trifft der Arzt bzw. die Ärztin mit etwas Fingerspitzengefühl unter Berücksichtigung von Blutdruckhöhe, Alter, Geschlecht, Pulsfrequenz, Herz- und Nierenfunktion.
Schwerwiegende Nebenwirkungen gibt es mit gewissen Substanzen bei richtiger Anwendung nicht mehr. Die Einnahme einiger Präparate erfordert regelmäßige Laborkontrollen (zum Beispiel bestimmte Diuretika [Kalium, Harnsäure, Blutfettwerte und Blutzucker] oder ACE-Hemmer [Kalium und Kreatinin]) um Nebenwirkungen zu vermeiden, bzw. frühzeitig zu erkennen. Die medikamentöse Therapie ist in der Regel eine Dauertherapie, da die Ursachen der Hypertonie nicht durch eine kurzfristige Behandlung beseitigt werden. Daher sind die nicht medikamentösen Maßnahmen zur Blutdrucksenkung so wichtig.
Sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin bei Problemen an. Zu Beginn der Behandlung kommt es oftmals durch die für den Organismus ungewohnte Blutdrucksenkung vorübergehend zu Müdigkeit, Schwäche und Schwindel. Dies legt sich aber in der Regel nach einiger Zeit. Bei einigen Arzneimitteln, zum Beispiel Diuretika oder Betablockern, kann eine Impotenz auftreten. Wenden Sie sich an Ihren Arzt/Ihre Ärztin, der/die eine Umstellung Ihrer Medikation vornehmen wird.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, was bei hohen Blutdruckwerten zu tun ist. Messen Sie bei unerwartet hohen Blutdruckwerten (beispielsweise systolischem Wert über 200 mmHg) ohne Beschwerden nach einer halbstündigen Ruhephase nochmals nach. Ziehen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zu Rate, wenn der Blutdruck nach dieser Zeit weiterhin stark erhöht ist.
Hohe Blutdruckwerte mit starken Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel, Lähmungen oder Sehstörungen sind Anzeichen einer durch Bluthochdruck ausgelösten Notfallsituation, die eine Krankenhausaufnahme erforderlich macht!
Die koronare Herzerkrankung (KHK) beschreibt die Erkrankung der Herzkranzgefäße (Koronarien) mit all ihren Folgen. Die Gefäße umfassen das Herz kranzförmig (daher Koronarien) und versorgen den Herzmuskel selbst mit Blut, d. h. mit Sauerstoff und Nährstoffen. Der Herzmuskel ist aufgrund der ständigen Pumpleistung auf eine optimale und starke Durchblutung angewiesen, insbesondere bei körperlicher Belastung. Eine Schädigung der Herzkranzgefäße hat daher eine Durchblutungsstörung des Herzens zur Folge. Dies kann zum Herzinfarkt und zur Abnahme der Herzleistung (Herzinsuffizienz) führen.
Eine Verkalkung der Herzkranzgefäße, die so genannte Koronarsklerose, entwickelt sich unbemerkt über einen langen Zeitraum. Sie beginnt mit kleinen Veränderungen der feinen Gefäßinnenhaut (dem Endothel) und kann bis zum vollständigen Verschluss einer Herzkranzarterie und damit zum Infarkt führen. Die Schädigung des Endothels erfolgt über eine mechanische Belastung bei zu hohem Blutdruck oder über direkte Schadstoffeinwirkungen wie beim Rauchen oder bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes LDL-Cholesterin, erhöhtes Lipoprotein a [wird "klein a" ausgesprochen], erhöhte Triglyceride). Die KHK entwickelt sich also auf dem Boden von heute gut bekannten Risikofaktoren.
Eine Reihe ganz unterschiedlicher Faktoren führt zur Schädigung der Herzkranzgefäße mit dem Risiko eines Infarkts und einer Herzinsuffizienz. Als unbeeinflussbare Risikofaktoren gelten Alter, männliches Geschlecht und Vererbung. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Rauchen, hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsmangel, Übergewicht, chronischer Stress u. a. Es kann sich also um ganz verschiedene Faktoren handeln, die dem Herzen Schaden zufügen. Je mehr Faktoren zusammenkommen, umso größer ist das Risiko für eine Koronarsklerose und die Möglichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Das Lebensalter spielt insofern eine Rolle, als dass mit zunehmendem Alter das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich ansteigt. Dies gilt sowohl für Männer als auch Frauen, wobei Frauen ihren Herzinfarkt im Durchschnitt etwa 10 bis 15 Jahre später bekommen als Männer. Männliches Geschlecht wird in gewisser Weise auch als Risikofaktor bezeichnet, da Männer im mittleren Alter ein sehr viel höheres Risiko für einen Herzinfarkt tragen als gleichaltrige Frauen. Die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) wirken sich günstig aus.
Die Vererbung spielt bei der KHK und dem Herzinfarkt insofern eine Rolle, als sich in bestimmten Familien Infarkte häufen, also sehr viel öfter vorkommen als in anderen Familien. Wenn nahe Verwandte (Eltern, Großeltern, Geschwister) Infarkte hatten, besonders aber wenn diese vorzeitig, d. h. vor dem 60. Lebensjahr, auftreten, muss man davon ausgehen, dass Erbfaktoren eine bedeutende Rolle spielen. Insbesondere die Anlage für einige klassische Risikofaktoren wie hohen Blutdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen kann vererbt werden. Das bedeutet, dass gerade dann, wenn vermehrte und vorzeitige Herzinfarkte in der Familie auftreten, besonders intensiv nach den Risikofaktoren gefahndet werden muss.
Will man also etwas über das eigene Herzinfarkt-Risiko erfahren, ist es wichtig, Lebensdauer und Erkrankungen bzw. Todesursachen der Vorfahren und Blutsverwandten in Erfahrung zu bringen. Wir sind unseren "schlechten" Erbanlagen aber nicht ausgeliefert, denn neben der familiären Anlage sind die beeinflussbaren Risikofaktoren für die Entstehung und Manifestation der Koronarsklerose von großer Bedeutung. Andererseits ist ein langes Leben der Eltern keine absolute Garantie für die Nachkommen und insbesondere kein Freibrief, die beeinflussbaren und zum Teil selbst verursachten Risikofaktoren außer Acht zu lassen. Wenn vorzeitige Infarkte in der Familie bekannt sind, ist es umso wichtiger, die beeinflussbaren Risikofaktoren zu erkennen und konsequent zu behandeln.
Im Folgenden haben wir für Sie die hilfreichsten Informationen zu den jeweiligen beeinflussbaren Risikofaktoren zusammengefasst.
Rauchen
Fettstoffwechselstörungen
Übergewicht und Bewegungsmangel
Chronischer Stress
So, wie es Risikofaktoren für den Herzinfarkt gibt, kennt man auch Schutzfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts deutlich verringern. Man muss eigentlich nur die Risikofaktoren umkehren und "von der anderen Seite betrachten". Es wurde bereits erwähnt, dass das männliche Geschlecht einen gewissen Risikofaktor für den Herzinfarkt darstellt, andererseits Frausein als Schutzfaktor zu betrachten ist. Dies gilt zumindest für den Zeitraum des gebärfähigen Alters.
Die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) wirken sich sehr positiv auf verschiedene Faktoren aus, die mit der KHK in Verbindung stehen, insbesondere den Blutdruck, die Blutgerinnung und den Fettstoffwechsel. Dieser natürliche Schutz der jungen Frauen kann allerdings durch Rauchen und die gleichzeitige, langfristige Einnahme der "Pille" zunichtegemacht werden.
So kann es durchaus auch gelegentlich schon bei einer Frau unter 50 Jahren zu einem Herzinfarkt kommen. Leider haben die wissenschaftlichen Studien aus den letzten Jahren gezeigt, dass die Einnahme von weiblichen Hormonen nach der Menopause bei älteren Frauen nicht zu der gewünschten Verringerung der Herzinfarkthäufigkeit führt. Frauen haben nur im gebärfähigen Alter einen zusätzlichen Schutz. Sie können aber wie die Männer ihr persönliches Risiko durch allgemeine Maßnahmen vermindern.
Ein langes Leben der Eltern ohne Herzinfarkt gilt auch als genetischer Schutzfaktor. Dieser Schutz ist natürlich nur wirksam, wenn die klassischen Risikofaktoren nicht vorhanden sind oder vermieden werden. Es ist selbstverständlich, dass normaler Blutdruck, Normalgewicht, normale Blutfette und normaler Blutzucker ganz wichtige Schutzfaktoren gegen einen Herzinfarkt sind.
Hinsichtlich des Risikoverhaltens sind selbstverständlich Nichtrauchen, körperliche Aktivität und Sport, ein gesunder Umgang mit Stress und eine gesunde Lebensweise wichtige Schutzfaktoren. Kaffeegenuss ist übrigens kein Risikofaktor für die KHK und den Infarkt.
Die Herzkranzgefäßerkrankung kann zunächst über lange Zeit "stumm" ohne irgendwelche Beschwerden verlaufen. Tatsächlich macht sich bei der Mehrzahl der Patient*innen die KHK erst mit dem Infarkt bemerkbar. Es ist daher wichtig, die KHK bereits in einem früheren Stadium zu erkennen, wenn noch keine Beschwerden vorhanden sind, aber bereits ein hohes Risiko besteht.
Die Brustenge (Angina pectoris) ist das klassische Symptom der KHK. Charakteristischerweise handelt es sich um einen starken Druck bzw. ein Engegefühl hinter dem Brustbein, also in der Mitte der Brust, mit einer reifen- oder gürtelförmigen Ausstrahlung eventuell bis in den Rücken. Eine ganz typische Ausstrahlung geht an der Innenseite des linken Arms bis zu den Fingerspitzen oder auch in den Halsbereich bzw. nach unten in den Magenbereich.
Eine Angina kann häufig durch körperliche Anstrengung, durch Kälte oder auch durch Aufregung ausgelöst werden. Ein weiteres sehr charakteristisches Merkmal ist, dass der Anginaschmerz auf die Gabe von Nitroglyzerin (in Spray- oder Kapselform) verschwindet. Die Angina-pectoris-Anfälle halten in der Regel nur wenige Minuten an. Ungewöhnliche Luftnot, insbesondere unter körperlicher Belastung, ist ein weiteres Symptom der KHK. Als drittes Symptom sind Herzrhythmusstörungen zu nennen.
Werden Aussetzer oder Extraschläge, insbesondere in Verbindung mit leichter und rascher Ermüdbarkeit, häufiger empfunden, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Das Spektrum der Herzrhythmusstörungen reicht von häufig vorkommenden, relativ harmlosen Extraschlägen bis hin zu schwerwiegenden Formen mit Ohnmachtsanfällen. Die Differenzierung zwischen harmlos und gefährlich kann nur mit einem EKG bzw. einem Langzeit-EKG über einen gesamten Tag erfolgen.
Die Aufzeichnung der Herzstromkurve (EKG) in Ruhe und unter körperlicher Belastung (Belastungs-EKG) ist die wichtigste Basisuntersuchung bei Verdacht auf KHK. Finden sich im Ruhe-EKG bereits Hinweise auf eine KHK und bestehen typische Angina-Beschwerden, ist die Diagnose bereits sehr wahrscheinlich. Das Belastungs-EKG ist viel empfindlicher, da hier Veränderungen sichtbar werden, die auf eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels hinweisen und in Ruhe eventuell noch nicht vorhanden sind.
Ggf. sind weiterführende Untersuchungen nötig. Mit einer Herzschalluntersuchung (Echokardiografie) können die Größe der vier Herzkammern, die Herzklappen und insbesondere auch die Pumpfunktion des Herzens beurteilt werden. So gelingt es, verschiedene Herzveränderungen, die sich als Folge der KHK einstellen, wie Vergrößerung der linken Herzkammer, Einschränkung der Pumpleistung und Bewegungsstörungen von minderdurchbluteten Herzwandarealen in Ruhe und unter Belastung (so genanntes Stress-Echo), zu dokumentieren.
Die Herzkranzgefäße selbst können allerdings mit der Echokardiografie nicht beurteilt werden. Dies erfolgt mit der Herzkatheteruntersuchung. Diese ist insbesondere angezeigt, wenn sich aufgrund des EKG oder des Echos Hinweise auf eine KHK ergeben und die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt, um alle Symptome, wie Angina, Luftnot und Herzrhythmusstörungen zu beseitigen. Weitere Spezialuntersuchungen sind im Einzelfall nötig, zum Beispiel eine Herzszintigrafie, mit der Durchblutungsstörungen des Herzmuskels erkannt werden können.
Die Basisbehandlung der KHK ist in jedem Fall die Behandlung bzw. Beseitigung der Risikofaktoren und die medikamentöse Therapie, unabhängig davon, ob schon ein Herzinfarkt eingetreten ist oder nicht. Bei vielen Patient*innen kann so bereits Beschwerdefreiheit erzielt, ein normales Leben ermöglicht und das Risiko deutlich gesenkt werden.
Ergibt die Herzkatheteruntersuchung einen Befund, der eine weiter reichende Therapie erfordert, so gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: die Aufweitung eines verengten oder verschlossenen Herzkranzgefäßes und die Versorgung mit einer Gefäßstütze (Stent) oder die Bypass-Operation. Welches Verfahren nun für den einzelnen Patienten bzw. die einzelne Patientin am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab: Lage der Gefäßeinengung, Alter, Operabilität u. a.
Außerdem stehen eine Vielzahl von hilfreichen Medikamenten bei KHK bzw. nach einem Herzinfarkt zur Verfügung.
Für Raucher*innen ist die wichtigste Maßnahme der sofortige und dauerhafte Nikotinstopp. Hierfür gibt es keine Wunderwaffe, weder Medikamente noch Akupunktur, Hypnose oder andere Methoden garantieren einen 100 %igen Erfolg. Alle Verfahren sind nicht wirklich und nachhaltig erfolgreich, wenn die entsprechende Motivation und der Wille fehlen. Nach wie vor die beste Methode ist die sogenannte "Schluss-Punkt-Methode": Von einem Tag auf den anderen werden sämtliche Zigarettenvorräte beseitigt und das Rauchen wird sofort total eingestellt.
Ist die Nikotinsucht sehr stark ausgeprägt und tritt Unruhe als Entzugssymptomatik auf, dann ist vorübergehend die Verwendung eines Nikotinpflasters oder -kaugummis zu empfehlen. Ganz besonders wichtig ist bei Nikotinstopp, auf das Gewicht zu achten. Raucher*innen haben einen höheren Grundumsatz, d. h., sie verbrennen mehr Kalorien als Nichtraucher*innen und können daher vergleichsweise auch mehr essen, ohne an Gewicht zuzunehmen.
Wenn Sie nun das Rauchen einstellen, aber die Energie- bzw. Kalorienzufuhr gleich hoch halten, obwohl Sie nicht mehr so viel verbrennen, gehen die überschüssigen Kalorien in die Fettdepots und es kommt zwangsläufig zur Gewichtszunahme. Die Stoffwechselumstellung dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Wenn Sie in diesem Zeitraum bewusster essen, d. h. auf kalorienreiche Nahrung und Alkohol verzichten, und die körperliche Aktivität steigern, kann die unerwünschte Gewichtszunahme vermieden werden.
Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität sind insbesondere bei Übergewichtigen die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen, insbesondere wenn gleichzeitig ein Diabetes, eine Fettstoffwechselstörung und/oder eine Hypertonie vorhanden sind. Übergewicht entsteht, wenn mit der Nahrung mehr Energie, d. h. mehr Kalorien, aufgenommen wird, als der Körper verbraucht. Neben einer erblich bedingten Veranlagung sind Fehlernährung und Bewegungsmangel die wichtigsten Ursachen.
Es gibt zwar heute auch Medikamente, die die Gewichtsabnahme unterstützen, aber auf Dauer ist eine erfolgreiche Gewichtsreduktion nur mit einer Änderung des Essverhaltens und durch eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu erreichen. Medikamente haben zum Teil erhebliche Nebenwirkungen und etliche Substanzen mussten bereits wieder vom Markt genommen werden.
Tipps für eine gesunde Ernährung bei KHK:
Bewegungsmangel ist inzwischen als ein ganz überragender Risikofaktor für den Herzinfarkt erkannt worden. Tatsächlich kann mit mehr Bewegung und körperlicher Aktivität das Risiko in jedem Alter vermindert werden. Umso fitter Sie sind, desto geringer ist das Risiko für einen Infarkt. Übergewichtige verbrennen übrigens bei der gleichen körperlichen Aktivität wesentlich mehr Kalorien als Schlanke.
Die optimale Belastungsintensität für das Herz-Kreislauf-Training und die Gewichtsabnahme kann beim Ausdauersport am besten anhand der Pulsfrequenz überprüft werden: Der beste Trainingseffekt ist zu erzielen, wenn mit mittlerer Intensität, d. h. 60 bis 75 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit, trainiert wird. Sportanfänger können ihre persönliche maximale Pulsfrequenz selbst ermitteln mit Hilfe der folgenden Faustformel: Maximalpuls = 220 - Lebensalter. Wobei dies nur als ein grober Richtwert zu sehen ist, da die Variablen Geschlecht, Alter und Körpergewicht nicht miteinbezogen werden. Außerdem gilt zu beachten, dass der optimale Trainingseffekt nicht mit der maximalen Leistung erzielt wird! Das gilt ebenso für die Gewichtsre-duktion durch körperliche Aktivität und Bewegung.
Viele Patient*innen überfordern sich zum Beispiel beim Laufen, weil sie meinen, sich möglichst anstrengen zu müssen, und immer an der Leistungsgrenze trainieren. Für das Herz-Kreislauf-Training und die Gewichtsreduktion gilt aber die Devise: lang, aber langsam. Die Intensität sollte möglichst gering sein, aber die Trainingsdauer möglichst lang. Der Effekt auf die Gewichtsabnahme ist zum Beispiel bei einem täglich einstündigen Training mit einem Trainingspuls von 60 % sehr viel größer als bei halbstündigem Training mit 80 oder 90 %. Es sollte mindestens dreimal pro Woche trainiert werden: je häufiger, desto besser. Die Regelmäßigkeit und Konstanz sind für ein erfolgreiches Training sehr wichtig. Wenn vier Wochen kein Training erfolgt ist, fängt man wieder bei null an.
Bluthochdruck und auch eine koronare Herzkrankheit sind keine harmlosen Erkrankungen. Ohne eine ausreichende Behandlung können ernsthafte Folgeerkrankungen entstehen. Insbesondere, wenn Sie bei sich selbst Risikofaktoren erkannt haben, sollten Sie für eine objektive Beurteilung einen Arzt oder eine Ärztin Ihres Vertrauens aufsuchen.
Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, beeinflussbare Risikofaktoren aus Ihrem Leben zu entfernen. Treiben Sie maßvoll und regelmäßig Sport, reduzieren Sie Ihr Körpergewicht auf ein gesundes Maß, verzichten Sie auf das Rauchen und sorgen Sie für gesunden Ausgleich in Ihrem Leben. Oftmals lassen sich dennoch Arzneimittel nicht vermeiden...achten Sie dann unbedingt darauf, Ihre Medikamente wie verordnet einzunehmen!
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