Ohne darüber nachzudenken, atmen wir ein und aus. Tag und Nacht. Wer Asthma hat, weiß: Einfach so Luft holen, ist nicht selbstverständlich. Wir geben Ihnen Informationen und Tipps für ein angenehmeres Leben mit Asthma.
Inhaltsverzeichnis
Rund vier Prozent der Kinder und Jugendlichen und sechs Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter Asthma bronchiale. Ihre Bronchien sind dauerhaft entzündet und deshalb überempfindlich. Kommen Menschen mit Asthma mit bestimmten Reizen in Berührung, schwillt die Schleimhaut ihrer Bronchien an und bildet zähflüssigen Schleim.
Die Folge: Die Bronchien verengen sich, Atmen fällt schwer. Typische Symptome für Asthma bronchiale sind Kurzatmigkeit, pfeifende Geräusche beim Ausatmen (sogenanntes Giemen), trockener Husten sowie ein Beklemmungsgefühl in der Brust. Kommt es zu einem Asthmaanfall, verkrampfen die ringförmigen Muskeln der Bronchien und verengen so die Bronchien noch mehr. Das kann zu akuter Atemnot führen, die Angst macht und die den Anfall so weiter verstärken kann.
Viele Auslöser
Warum die Atemwege überreagieren, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Häufig gibt es eine erbliche Veranlagung. Risikofaktoren sind zudem andere allergische Krankheiten und (Passiv)Rauchen. Experten und Expertinnen unterscheiden zwischen allergischem und nicht allergischem Asthma.
Asthma kann sehr unterschiedlich verlaufen und in jedem Alter auftreten. Häufig beginnt die Krankheit im Kindes- oder Jugendalter. Viele Betroffene befürchten, dass sie ihr Leben grundlegend ändern und sich schonen müssen. Dabei ist selbst Sport möglich und sogar hilfreich. Denn bewegt man sich regelmäßig, reagieren die Atemwege weniger empfindlich.
Wichtig ist, auf sich zu achten und über die Krankheit Bescheid zu wissen. Dann stehen die Chancen gut, ein fast normales Leben zu führen.
Bei allergischem Asthma wird der Auslöser (Trigger) mit der Luft eingeatmet, etwa Pollen oder Tierhaare. Kommt das Immunsystem damit in Verbindung, bildet es übermäßig viele Abwehrstoffe, die in einer Art Kettenreaktion die Entzündung in den Bronchien auslösen. Nicht allergisches Asthma kann durch Virusinfekte, aber auch durch Medikamente, Reize wie kalte Luft und Tabakrauch, ungewohnte körperliche Anstrengung oder emotionalen Stress verursacht werden.
Wir atmen, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen: Die Luft strömt über die Nase in die Luftröhre, von dort in die beiden Lungenflügel mit ihren fein verästelten Bronchien und kleinsten Bronchiolen zu den rund 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen). Über ein feines Netz aus Blutgefäßen, das die Alveolen umschließt, gelangt der Sauerstoff in den Blutkreislauf und so zu jeder Zelle des Körpers.
Gleichzeitig kommt es zum Gasaustausch und wir atmen dessen "Abfallprodukt" Kohlendioxid aus. Gesunde Bronchien haben eine dünne Schleimhaut, die die Innenseite der Bronchien bedeckt. Durch die breite Atemöffnung kann ungehindert Luft strömen.
Bei asthmatischen Bronchien ist die Schleimhaut stark verdickt und oft voll von zähem Schleim, was die Atemöffnung stark verkleinert. Auch der Bronchialmuskel ist verengt, sodass die Luft schlechter fließen kann.
Atemnot und Husten können Zeichen für Asthma sein. Gehen Sie zu Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin, um den Verdacht abzuklären.
Anamnese
Symptome, Auslöser, familiärer Hintergrund: In einem ausführlichen Gespräch mit vielen Fragen geht der Arzt bzw. die Ärztin Ihrer Krankheitsgeschichte auf den Grund: Wann und in welchen Situationen fällt Ihnen das Atmen schwer? Wie heftig sind die Beschwerden? Gegebenenfalls haben Sie auch Allergien oder leiden unter Stress.
Ihre Antworten helfen dem Arzt bzw. der Ärztin, die Diagnose zu stellen. Mit einem Allergietest (meist auf der Haut als "Prick-Test") können typische Auslöser wie Pollen erkannt werden.
Spirometer
Mithilfe eines Spirometers überprüft der Arzt bzw. die Ärztin, wie leistungsfähig Ihre Lunge ist. Dazu müssen Sie kräftig in das Mundstück des Geräts atmen. Es misst zwei Werte: das Luftvolumen, das Sie nach maximaler Einatmung wieder maximal ausatmen können (Vitalkapazität), und die größtmögliche Menge der ausgeatmeten Luft innerhalb einer Sekunde (Einsekundenkapazität).
So lässt sich beurteilen, wie stark die Bronchien verengt sind und ob die Luftmenge verringert ist. Der Arzt bzw. die Ärztin kann mit der Messung auch den Verlauf der Krankheit kontrollieren.
Peak-Flow-Meter
Der Peak-Flow-Meter ist ein handliches Gerät, in das Sie mit aller Kraft hineinpusten müssen. Es misst die maximale Strömungsgeschwindigkeit beim Ausatmen und zeigt, ob und wie stark die Bronchien verengt sind. Je höher der Wert, desto freier sind die Atemwege. Sie können die Messung zur Kontrolle auch zu Hause selbst durchführen.
FeNO-Messung
Stickstoffmonoxid (NO) wird in der Lunge aufgrund von Entzündungsprozessen freigesetzt und weist auf allergisches Asthma hin. Mithilfe dieses einfachen Atemtests kann der Arzt bzw. die Ärztin bei bestimmten Patienten bzw. Patientinnen erkennen, ob und wie stark die Atemwege entzündet sind. Das hilft, die Diagnose Asthma zu bestätigen oder bei der Behandlung die Dosierung von Medikamenten anzupassen.
Weitere Tests
Ist die Lungenfunktionsmessung unauffällig, können weitere Untersuchungen nötig sein: Die Bodyplethysmografie zeigt unter anderem, wie groß der Atemwegswiderstand und das komplette Lungenvolumen ist.
Bei einem Provokationstest testet der Arzt bzw. die Ärztin, ob sich Beschwerden durch die Gabe bestimmter Allergene wie Pollen gezielt hervorrufen ("provozieren") lassen. Ob sich bei Anstrengung die Werte verschlechtern, kann ein Belastungstest zeigen.
Der Bronchospasmolysetest zeigt, inwiefern ein Asthmaspray die Atemwege erweitert. Hilft es, deutet das auf Asthma hin.
COPD - ACO
Nicht immer lautet die Diagnose Asthma. Eine andere Atemwegserkrankung, die COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease), beginnt meist im Alter von 40 bis 60 Jahren.
Die Symptome ähneln Asthma. Hauptauslöser ist jedoch jahrelanges Rauchen: Der Tabakrauch hat die Schleimhaut der Bronchien geschädigt und die Wände der Lungenbläschen zerstört. Es entstehen große Blasen, die nur wenig Sauerstoff aufnehmen können. Mit der Zeit überbläht die Lunge (Lungenemphysem). Es kommt zunehmend zu Atemnot, die körperliche Leistungs-fähigkeit sinkt.
ACO (Asthma-COPD Overlap) ist eine Mischform aus Asthma und COPD. Betroffene leiden unter einer andauernden Verengung der Atemwege, die durch Medikamente verbessert, aber nicht rückgängig gemacht werden kann. Die Patienten bzw. Patientinnen sind in der Regel älter als 40 Jahre.
Asthma lässt sich mit Medikamenten gut behandeln. Die meisten Arzneimittel werden inhaliert. So gelangen sie dorthin, wo sie gebraucht werden – in die Atemwege. Inhalierte Arzneimittel wirken gezielter, können deshalb niedriger dosiert werden und haben weniger Nebenwirkungen. Es gibt Dosieraerosole mit und ohne Inhalationshilfe (Spacer) sowie Pulverinhalatoren.
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin die Technik erklären und zeigen Sie ihm/ihr, wie Sie das Gerät anwenden. Denn es ist wichtig, beim Inhalieren alles richtig zu machen. Erklärfilme zu den verschiedenen Systemen gibt es unter www.atemwegsliga.de
Bei Bedarf
Bedarfsmedikamente (Reliever) wie kurzwirkende Betamimetika als Spray entspannen bei einem Asthmaanfall sofort die verkrampften Atemwegsmuskeln und erweitern die Bronchien. Helfen sie nicht, können Anticholinergika inhaliert werden. Sie entspannen die Bronchien, wirken langsamer, dafür aber länger und mindern die Schleimbildung.
Brauchen Sie die Medikamente mehr als zweimal pro Woche, kann es zu Nebenwirkungen wie Herzrasen und Zittern kommen. Ihr Asthma ist dann nicht ausreichend kontrolliert. Sprechen Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin an.
Auf Dauer
Dauermedikamente (Controller) werden notwendig, wenn die Beschwerden stärker und häufiger sind. Sie beruhigen die entzündeten Atemwege und müssen regelmäßig eingenommen werden. An erster Stelle stehen entzündungshemmende Kortisonsprays (Kortikoide). Sie wirken vor allem in der Lunge. Da nur geringe Mengen ins Blut gelangen und dort schnell abgebaut werden, sind die Nebenwirkungen gering. Kortikoide erhöhen jedoch das Risiko für Pilzinfektionen im Mund. Deshalb sollten Sie nach dem Inhalieren den Mund ausspülen oder etwas essen.
Bei schwerem Asthma kann der Arzt entzündungshemmende Tabletten verschreiben. Reichen diese allein nicht aus, kann er zusätzlich bronchienerweiternde Wirkstoffe (zum Beispiel langwirkende Betamimetika oder Anticholinergika) verordnen. Bei schwerem Asthma können atemwegserweiternde Theophyllin-Tabletten oder eine Anti-IgE-Therapie helfen.
Mit Zeit
Bei einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) wird der Körper nach und nach an ein Allergen gewöhnt, indem kleinste Mengen des Allergens in der Regel gespritzt werden. Die Therapie dauert bis zu fünf Jahre und hilft, den Medikamentenbedarf zu senken und Beschwerden zu lindern.
Es gibt drei Grade von Asthma bronchiale:
Sie zeigen, wie gut die Behandlung wirkt. Kriterien dafür sind, wie häufig und wann Beschwerden auftreten und wie stark die Krankheit den Alltag einschränkt. Je besser das Asthma kontrolliert ist, desto leichter kann man atmen und ein weitestgehend normales Leben führen. Sie finden den Test für Erwachsene unter: www.asthmacontroltest.com
Kommt es zu einem Asthmaanfall, sollte man vorbereitet sein und möglichst Ruhe bewahren.
Die gute Nachricht vorweg: Ist das Asthma kontrolliert, kommt es nur selten zu einem Asthmaanfall. Trotzdem ist es wichtig, im Fall der Fälle vorbereitet zu sein und die Vorzeichen zu erkennen. Das gibt Sicherheit und hilft Ihnen, nicht panisch zu werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin. Er/Sie erklärt Ihnen, wie Sie sich verhalten sollen, und erstellt gemeinsam mit Ihnen einen individuellen Notfallplan. Der Plan hilft Ihnen und Dritten, richtig und besonnen zu reagieren.
Gut vorbereitet
Ein Asthmaanfall kündigt sich meist an. Zeichen sind zunehmende Atemnot, ein Beklemmungsgefühl in der Brust, festsitzender Husten und zäher Schleim. All das macht Angst.
Im Notfall gilt:
Üben für den Ernstfall
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin Ihre Notfallmedikamente in einer kleinen Notfallbox zusammenstellen. Üben Sie die atemerleichternden Positionen, probieren Sie, wie es ist, gebremst zu atmen. Wiederholen Sie die Übungen, bis Sie sie verinnerlicht haben. Sie helfen Ihnen, wenn Ihnen regelrecht die Luft wegbleibt. Weiterer Vorteil: Die Übungen stärken Ihre Lungen. Wenden Sie sie deshalb auch regelmäßig im Alltag an.
Lippenbremse
Atmen Sie beim Ausatmen gegen den Druck der leicht aufeinanderliegenden Lippen. Durch die gebremste Ausatmung bleiben die Atemwege länger offen. Das Atmen wird leichter.
Zärtliches Husten
Schonendes Husten, sogenanntes Huffling, lindert den Hustenreiz und lockert den Schleim, der besser abgehustet werden kann.
Kutschersitz
Setzen Sie sich bequem hin, die Ellenbogen liegen auf den Knien. Atmen Sie mit leicht vorgebeugtem Kopf durch die halb geschlossenen Lippen.
Torwarthaltung
Gehen Sie leicht in die Hocke. Stützen Sie die Arme auf die Oberschenkel, die Fingerspitzen zeigen nach innen. Das entlastet den Brustkorb.
Abstützen
Beugen Sie sich im Stehen leicht nach vorn. Stützen Sie die Arme zum Beispiel auf einem Tisch ab und drücken Sie die Schultern hoch. Wichtig: Atmen Sie mit der Lippenbremse.
Sport, Entspannung, Konsequenz – all das hilft, um besser mit Asthma umzugehen.
Entspannt bleiben
Auch psychische Belastungen, wie die Angst vor dem nächsten Anfall, machen Menschen mit Asthma zu schaffen. Entspannungstechniken – wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung – helfen, mit diesem Stress besser umzugehen und ruhig zu bleiben. Es gibt auch verschiedene Stressbewältigungsmethoden, die Abhilfe schaffen.
Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Akzeptieren Sie, dass Ihre Krankheit zu Ihrem Leben dazugehört.
Richtig atmen
Lernen Sie Atemtechniken und atemerleichternde Körperpositionen. Sie helfen, gemeinsam mit gezielten Atemübungen, die Atemmuskulatur zu stärken, und sind im Notfall wichtige Instrumente, um schnell wieder besser atmen zu können.
Konsequent sein
Nehmen Sie gewissenhaft Ihre Medikamente, auch dann, wenn Sie beschwerdefrei sind. Kontrollieren Sie außerdem regelmäßig Ihre Werte, damit Sie bei einer Verschlechterung schnell reagieren können. Um sich im Alltag wohlzufühlen und frei bewegen zu können, sollten Sie die Auslöser kennen und möglichst meiden.
Rauchen aufgeben
Rauchen ist ungesund, für Asthmatiker*innen erst recht. Falls Sie Raucher*in sind, sollten Sie unbedingt damit aufhören. Aber auch Passivrauchen belastet die Atemwege. Meiden Sie deshalb konsequent Zigarettenrauch. Bitten Sie Ihre Freunde, Freundinnen und Bekannten, nicht in Ihrem Beisein zu rauchen.
Urlaub machen
Luftveränderung tut gut – bei Asthma ganz besonders. Urlaub am Meer bedeutet salzhaltige und feuchte Luft, die den Schleim in den Atemwegen löst. Auch Urlaub in den Bergen kann sich positiv auswirken, da in höheren Lagen weniger Pollen fliegen und Hausstaubmilben keine Chance haben.
Sport treiben
Ist das Asthma mit Medikamenten gut kontrolliert, sind sogar sportliche Höchstleistungen möglich. Aus Angst vor Atemnot wird aber häufig jede Anstrengung vermieden. Dabei lässt sich mit Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Walken die Lungenfunktion deutlich steigern.
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin beraten. Er/Sie kann Ihnen sagen, wie stark Sie sich belasten können, und gemeinsam mit Ihnen einen Trainingsplan erstellen. Es lohnt sich: Sportliche Asthmatiker*innen haben eine bessere Lungenfunktion, seltener Anfälle und benötigen mit der Zeit deutlich weniger Medikamente.
Asthma belastet das Leben von Asthmatiker*innen in vielerlei Hinsicht. Doch wenn Sie Entspannungstechniken und atemerleichternde Körperpositionen erlernen, sich mit anderen Betroffenen austauschen, konsequent Ihre Medikamente nehmen, das Rauchen aufgeben und häufig am Meer Urlaub machen, können und sollen Sie sogar Ausdauersportarten betreiben. Dies steigert Ihre Lungenfunktion und damit Ihre Lebensqualität.
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