Allergien und allergische Erkrankungen betreffen laut Experten und Expertinnen fast jeden Dritten. Auch wenn es zunächst harmlos klingt, kann eine Allergie das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Allergien können sich grundsätzlich sehr unterschiedlich äußern. Wie genau verschiedene Allergien aussehen können und was man dagegen tun kann, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Eine Allergie ist eine krankmachende Überempfindlichkeit des Immunsystems. Unser Immunsystem schützt durch verschiedene weiße Blutkörperchen den Körper vor Krankheitserregern wie Bakterien, Viren und Parasiten. Die weißen Blutkörperchen spüren den Krankheitserreger auf und bekämpfen ihn – mithilfe von Botenstoffen können sich die weißen Blutkörperchen gegenseitig alarmieren. Bei allergisch veranlagten Menschen verwechselt das Immunsystem harmlose Substanzen mit gefährlichen Krankheitserregern und reagiert mit einer heftigen Abwehrreaktion.
Blütenpollen, Katzenhaare oder Hausstaubmilben werden "bekämpft“ als handele es sich um krankmachende Bakterien oder Parasiten. Das Immunsystem wird dadurch überempfindlich gegen den Allergieauslöser (das Allergen). Eine sichtbare allergische Reaktion tritt allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf. Das Allergen wird erst "erkannt“ sobald es wiederauftaucht und dann "bekämpft“. Die Folge sind typische Symptome wie Juckreiz, Rötung und Schleimhautschwellungen. In der Regel treten die Beschwerden dort auf, wo der Körper mit dem Allergen in Berührung gerät.
Warum wird jemand überhaupt zu einem Allergiker oder einer Allergikerin? Trotz einigen Forschungen konnten Experten und Expertinnen noch keine eindeutige Antwort auf die Frage finden. Doch man hat mittlerweile herausgefunden, dass allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, allergisches Asthma und Neurodermitis als atopische Erkrankungen bezeichnet werden, bei deren Entstehung die genetischen Veranlagungen eine Rolle spielen.
Kinder, deren Eltern an Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis leiden, haben ein um etwa 60 Prozent erhöhtes Risiko, ebenfalls eine dieser Krankheiten zu bekommen. Ist nur ein Elternteil Allergiker*in, beträgt das Allergierisiko für das Kind 20 bis 40 Prozent. Sind beide Eltern gesund, besteht trotzdem ein Risiko. Die Wahrscheinlichkeit liegt allerdings nur bei fünf bis 15 Prozent.
Typische Beschwerden bei Allergien sind:
Die Symptome treten je nach Allergie unterschiedlich auf. Die Allergie macht sich in der Regel dort bemerkbar, wo der Körper unmittelbar in Kontakt zum Allergieauslöser kommt. Bei einer Pollenallergie kommen zum Beispiel erst die oberen Atemwege in Berührung, was eine laufende Nase zur Folge hat.
Heuschnupfen
Ganzjähriger allergischer Schnupfen
Allergie auf Tierhaare
Hausstaubmilbenallergie
Schimmelpilzallergie
Nickelallergie
Arzneimittelallergien: Penicillin & Co.
Prick-Test
Epikutantest (Pflastertest)
Provokationstest
Bluttest
Allergien kann man auch behandeln – die Therapie des Heuschnupfens und des ganzjährigen allergischen Schnupfens ruht auf drei Säulen: Meiden der Allergene, Medikamente und Hyposensibilisierung ("Allergieimpfung"). Zur Linderung der akuten Beschwerden haben sich Antihistaminika, in Form von Nasenspray, Tabletten und Augentropfen, bewährt. Sie hemmen die Wirkung des körpereigenen Entzündungsstoffes Histamin und wirken deshalb antiallergisch, entzündungshemmend und abschwellend. Die Wirkung tritt im Allgemeinen recht schnell ein.
Bei schweren Verlaufsformen verordnet der Arzt oder die Ärztin häufig Kortison, welches stark entzündungshemmend ist. Allergische Symptome bessern sich durch lokal angewendetes Kortison sehr gut, die tatsächliche Wirkung tritt allerdings etwas später ein.
Die Hyposensibilisierung oder auch allergenspezifische Immuntherapie ist bisher die einzig ursächlich gegen allergische Atemwegserkrankungen gerichtete Therapie. Die Krankheit bessert sich bei über 90 Prozent der behandelten Patient*innen. Voraussetzung ist allerdings, dass genau untersucht wird, welches die Allergieauslöser sind. Diese werden dann zunächst in niedriger Konzentration, dann in steigender Dosierung regelmäßig unter die Haut gespritzt. Dadurch gewöhnt sich der Körper langsam an den Stoff und das Immunsystem wird tolerant gegen das Allergen.
Für die Diagnostik und die Behandlung sollte ein Allergologe aufgesucht werden. Die Hyposensibilisierung führt langanhaltend – auch noch Jahre nach Beendigung – zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome und verringert den Medikamentenverbrauch. Darüber hinaus wirkt die Immuntherapie bei Allergien vorbeugend. Sie kann die Entstehung zusätzlicher Allergien verhindern, das Risiko für Asthma senken und im besten Fall zur Heilung der Allergie führen. Der vorbeugende Effekt ist nicht zu unterschätzen, denn eine Überempfindlichkeit der Atemwege als Vorstufe von Asthma kann bei bis zu 40 Prozent der unzureichend behandelten Heuschnupfenpatienten und Heuschnupfenpatientinnen festgestellt werden. Bei jedem dritten Patient oder jeder dritten Patientin mit allergischer Rhinitis kommt es im Laufe von zehn Jahren zu Asthma.
Eine Nahrungsmittelallergie ist selten, obwohl sie häufig vermutet wird. Nur ein bis zwei Prozent der Erwachsenen leiden daran. Kinder sind von einer Nahrungsmittelallergie etwas häufiger betroffen. Bei größeren Kindern und Erwachsenen können beispielsweise Erdnüsse, Eier, Milcheiweiß, Sellerie, Soja, Äpfel oder Fisch Ursache einer Nahrungsmittelallergie sein.
Allergien auf Nahrungsmittel äußern sich häufig als Nesselfieber (Urtikaria) oder Ekzem. Es können aber auch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schnupfen, Atemnot, Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten. Im schlimmsten Fall kann es zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen (allergischen) Schock mit akuter Atemnot, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit kommen.
Von einer Nahrungsmittelallergie ist eine andere Form einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu unterscheiden, bei der immunologische Reaktionen sehr wahrscheinlich keine Rolle spielen. Sie kann als so genannte "Pseudoallergie“ durch Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln verursacht werden. Es sind keine IgE-Antikörper an der Erkrankung beteiligt. Einige Lebensmittel wie Erdbeeren und Tomaten enthalten den Entzündungsstoff Histamin, der auch in Käse oder Wein vorkommen kann. Da diese verschiedenen Krankheitsursachen nicht immer ohne Weiteres zu unterscheiden sind, sollte bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit ein allergologisch ausgebildeter Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Bei einer Nahrungsmittelallergie müssen die Allergene, also die krankmachenden Lebensmittel, gemieden werden. Schwierig ist es, wenn nicht sämtliche Allergene in Lebensmitteln gekennzeichnet sind. So können Spuren von Sellerie in Gewürzmischungen oder geringe Mengen Nussallergene in Vollmilchschokolade vorhanden sein. Dies kann für Patienten und Patientinnen mit einer schweren Nahrungsmittelallergie gefährlich werden. Um dem vorzubeugen, erhalten Sie deshalb von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Medikamente für den Notfall. Bei einer schweren allergischen Reaktion durch unbeabsichtigten Genuss eines allergenen Nahrungsmittels muss sofort ein Notarzt oder Notärztin gerufen werden, da es zu einem Atemstillstand und Kreislaufschock kommen kann.
Die Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist eine sehr komplexe Erkrankung, die eine vielschichtige Diagnostik und Behandlung erfordert.
Neurodermitis ist die häufigste Erkrankung im Kindesalter. Erstes Anzeichen kann schon in den ersten Lebensmonaten der so genannte Milchschorf mit Rötungen, Knötchen und Krustenbildung am Kopf sein. Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind vornehmlich die Armbeugen und die Kniekehlen, Hände, Gesicht und Hals betroffen. Die Haut ist sehr trocken und neigt zu Rötung, Knötchen, Bläschen und Schuppung. Die Patienten und Patientinnen leiden außerdem unter einem quälenden Juckreiz, der so stark sein kann, dass die Lebensqualität beträchtlich gemindert ist.
Im Blut von Betroffenen sind IgE-Antikörper gegen Allergene wie Hausstaubmilben, Katzenhaare, Pollen oder Nahrungsmittel häufig erhöht. Nach neueren Untersuchungen können die entzündlichen Hautveränderungen durch Kontakt mit den Allergenen ausgelöst werden. Außerdem ist bekannt, dass die Vererbung eine Rolle spielt. Eine Neurodermitis kann sich aber nicht nur durch Allergene, sondern auch durch Unverträglichkeitsreaktionen und ganz allgemeine Belastungssituationen (Stress) verschlimmern und regelrecht "aufblühen“.
Neben einer Basistherapie mit Salben oder Cremes gegen die Trockenheit der Haut werden bei Neurodermitis vor allem der Juckreiz und die Entzündung behandelt. Dazu stehen Kortison-Präparate zur Verfügung, die neben einer sehr guten Wirksamkeit auch eine gute Verträglichkeit aufweisen. Die medikamentöse Therapie wird häufig durch Bestrahlungen mit UV-Licht ergänzt. Die Behandlung der Neurodermitis erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin, damit der Patient oder die Patientin lernt, wie er die Medikamente richtig anwendet und wie er sein tägliches Leben gestalten kann, um den Auslösern der Krankheit möglichst aus dem Weg zu gehen.
Mindestens jede*r Fünfte bekommt einmal in seinem Leben ein Nesselfieber. Typisch für Nesselfieber sind juckende, gerötete oder blasse Schwellungen der Haut (Quaddeln), die durch eine Freisetzung von entzündungsfördernden Botenstoffen, vor allem Histamin, aus Mastzellen in der Haut hervorgerufen werden. Die Quaddeln treten manchmal an bestimmten Körperteilen auf, überziehen häufig aber auch den ganzen Körper. Die Symptome dauern oft nur wenige Stunden. Sie können aber auch mehrere Wochen anhalten und chronisch werden. Nach der Dauer der Symptome teilt man die Krankheit in eine akute (weniger als sechs Wochen) sowie in eine chronische Form (länger als sechs Wochen) ein.
Die Ursachen für eine Urtikaria (Nesselfieber) sind sehr vielfältig: allergische und nicht allergische Unverträglichkeitsreaktionen (Pseudoallergie) auf Lebensmittel, auf Zusatzstoffe wie Farb- und Konservierungsstoffe oder auf bestimmte Arzneimittel. Auch Infektionskrankheiten oder physikalische Faktoren wie Wärme, Kälte, Licht und Druck können ein Nesselfieber auslösen.
Um chronische Infektionen oder Entzündungen als Ursache auszuschließen bzw. als Auslöser der Urtikaria festzustellen, wird der Arzt oder die Ärztin zunächst eine sehr ausführliche Befragung (Anamnese) vornehmen. Deshalb kann es vor dem Arztbesuch sinnvoll sein, alle infrage kommenden Faktoren aufzuschreiben und auch eine Liste der vorher verzehrten Lebensmittel und der eingenommenen Medikamente aufzustellen.
Ist die Ursache der Urtikaria ermittelt, was leider trotz vielfältiger Bemühungen nicht immer gelingt, müssen die Auslöser, also beispielsweise Infektionen, behandelt oder Nahrungsmittel gemieden werden. Diese Antihistaminika werden in Tablettenform eingenommen und sind gut verträglich. Auch mit kühlenden Umschlägen und juckreizstillenden Lösungen oder Cremes können die Symptome behandelt werden. In schweren Fällen erhalten die Patienten und Patientinnen entzündungshemmendes Kortison.
Stiche von Bienen oder Wespen führen normalerweise zu Juckreiz oder schmerzhaftem Brennen und einem Anschwellen der Einstichstelle. Für normal empfindliche Menschen sind lediglich Stiche in den Mund bedrohlich, da Schwellungen im Rachen zum Tod durch Ersticken führen können.
Für Menschen, die gegen bestimmte Eiweiße im Gift der Insekten allergisch sind, kann jedoch jeder Stich einer Wespe oder Biene lebensgefährlich sein. Nach einem Stich reagieren Insektengiftallergiker*innen innerhalb von wenigen Minuten mit Übelkeit, Juckreiz, Schweißausbrüchen, Atemnot und Kreislaufstörungen. Die Beschwerden sind besonders heftig, wenn bereits früher allergische Reaktionen nach Insektenstichen aufgetreten sind. In sehr schweren Fällen kommt es sogar zu einer allergischen Schockreaktion. Der so genannte anaphylaktische Schock kann zu Bewusstlosigkeit sowie Atem- oder Kreislaufstillstand führen und ohne schnelle ärztliche Behandlung tödlich sein. Bei heftigen allergischen Reaktionen nach einem Insektenstich sollte deshalb sofort ein Notarzt/Notärztin gerufen werden.
Ein ausgebildeter Arzt oder eine ausgebildete Ärztin kann durch Fragen nach der Krankheitsgeschichte (Anamnese) sowie durch Hauttests und die Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern im Blut sicher feststellen, ob eine Allergie auf Bienen- oder Wespengift vorliegt.
Wenn bereits schwere allergische Reaktionen nach einem Stich aufgetreten sind, empfiehlt es sich eine Hyposensibilisierung zu beginnen. Die Hyposensibilisierung macht die Patienten und Patientinnen schon nach kurzer Therapiedauer unempfindlich gegen das Insektengift. Die Behandlung sollte mindestens drei bis fünf Jahre dauern, in Einzelfällen sogar lebenslang, um einen möglichst sicheren und anhaltenden Schutz zu erzielen.
Sollten Sie Anzeichen und Symptome einer Allergie haben, ist es empfehlenswert einen entsprechenden Facharzt oder eine entsprechende Fachärztin aufzusuchen und einen Allergietest durchzuführen.
Eine Allergie sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn Sie kann in manchen Fällen lebensbedrohlich sein, chronisch werden oder Folgekrankheiten wie Asthma hervorrufen. Verlieren Sie aber nicht das Gute aus den Augen: Heuschnupfen ist im Frühling immer ein guter Grund, in den Urlaub in den Bergen zu fahren.
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