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Rund 1,25 Millionen Pferde befinden sich in Deutschland in Privatbesitz und die Zahlen steigen. Denn aus einer elitären Freizeitbeschäftigung für Gutsituierte ist ein Breitensport geworden und immer mehr Reiter*innen erfüllen sich den Traum vom eigenen Pferd. Ob Freizeit- oder Turnierreiter*in: Die Anschaffung will gut überlegt sein. Denn wenn Sie Pferde kaufen, gehen Sie eine Verpflichtung für viele Jahre ein. Die Verantwortung, auch die finanzielle, ist hoch. Es bleibt nicht bei den einmaligen Anschaffungskosten. Ein Pferd kostet jeden Monat schnell mehrere hundert Euro Unterhalt.
Inhaltsverzeichnis
Wenn Sie sich mit dem Thema Pferdekauf auseinandersetzen, stellen Sie schnell fest, dass die Preise sehr stark variieren. Ein Kinderpony zum Führen oder ein altes Beistellpferd, das anderen Vierbeinern auf der Weide Gesellschaft leistet, ist bereits für wenige hundert Euro zu haben. Dagegen kostet ein solides Freizeitpferd im besten Alter, das umgänglich, leichtrittig und geländesicher ist, schnell 6.000 Euro und mehr. Dabei gilt meist: Begehrte Rassen wie ein PRE Andalusier, also sozusagen der Ferrari unter den Freizeitpferden, erreichen leicht den Gegenwert eines Kleinwagens, nach oben ist die Grenze sehr variabel. Wünschen Sie sich ein drei- bis vierjähriges, angerittenes Sportpferd, beginnen die meisten Angebote bei 15.000 Euro aufwärts. Ob sich die Erwartungen erfüllen, lässt sich vorher nicht abschätzen.
Doch mit dem Kaufpreis ist es nicht getan. Nur selten können Sie Pferde kaufen, bei denen das Zubehör inbegriffen ist. Das heißt, Sie benötigen eine Grundausstattung, die unter anderem Dinge wie Sattel, Trense, Schutz für die Beine, Halfter, Führstrick, Putzzeug und Decken beinhaltet. Planen Sie hier mindestens 2.000 bis 3.000 Euro für eine einfache Basisausrüstung ein. Bedenken Sie dabei, dass ein hochwertiger Sattel bekannter Marken bereits allein so viel kostet. Sparpotenzial bietet z. B. ein gebrauchter Sattel, den ein*e Sattler*in auf den Rücken Ihres Pferdes anpasst.
Möchten Sie mit Ihrem Pferd regelmäßig an Turnieren teilnehmen, benötigen Sie ein geeignetes Transportmittel, um Ihren Vierbeiner zu den Veranstaltungen zu bringen. Ein gebrauchter Pferdeanhänger in akzeptablem Zustand ist meist ab etwa 2.000 bis 3.000 Euro erhältlich, neue Modelle kosten je nach Material und Ausstattung ab 10.000 Euro aufwärts. Denken Sie daran, dass Sie auch das passende Zugfahrzeug benötigen.
Zudem haben die wenigsten Pferdehalter*innen die Möglichkeit, Pferde zu kaufen und auf dem eigenen Grundstück zu halten. Daher benötigen sie einen Stellplatz für die Tiere. Dazu kommen noch einige weitere, regelmäßig auftretende Posten.
Die folgende Übersicht gibt erste Anhaltspunkte:
Außerdem sollten Sie immer über genügend Rücklagen verfügen, um unerwartete Kosten auffangen zu können. Equipment kann zerstört oder gestohlen werden, das Pferd kann erkranken oder sich verletzen. Tierarztrechnungen betragen beim Pferd schnell mehrere tausend Euro.
Pferde kaufen: Checkliste vor dem Kauf
Überlegen Sie genau, was Sie mit Ihrem neuen Freizeitpartner machen möchten, bevor Sie in Erwägung ziehen, Pferde zu kaufen.
Lassen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie die nötige Freizeit für ein eigenes Pferd haben und die regelmäßigen Stallbesuche keine zu große Belastung sind, nehmen Sie zuerst eine Reitbeteiligung in Anspruch. So können Sie ausprobieren, wie sich das Leben verändert, wenn Sie nicht nur ein- oder zweimal pro Woche Reitstunden auf einem Schulpferd nehmen.
Seien Sie bereits bei der Auswahl interessanter Verkaufspferde aufmerksam. Seriöse und professionelle Anbieter*innen stellen Ihnen viele verschiedene Fotos und auch Videos zur Verfügung, damit Sie prüfen können, ob der Weg sich lohnt. Sie lassen Ihnen Zeit für Ihre Entscheidungen. Private Verkäufer*innen haben oftmals weniger gutes Bildmaterial, dafür zeigen diese ein großes Interesse für die zukünftigen Lebensbedingungen ihres Vierbeiners. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und suchen Sie weiter, wenn Sie kein gutes Gefühl haben!
Die goldene Regel beim Pferdekauf ist: Nehmen Sie jemanden mit, der sich mit Pferden auskennt. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und probieren Sie interessante Pferde ruhig mehrmals aus. Putzen und satteln Sie das Tier möglichst selbst, um zu sehen, wie umgänglich es ist. Lassen Sie es sich anschließend vorreiten, bevor Sie selbst in den Sattel steigen. Sofern es der Ausbildungsstand erlaubt, probieren Sie alles aus, was Sie später auch machen möchten (z. B. ins Gelände reiten, Dressur, Springen, Verladen etc.).
Eine Ankaufsuntersuchung (AKU) ist der TÜV fürs Pferd. Ein*e Tiermediziner*in checkt bei der kleinen AKU den aktuellen Gesundheitszustand des Pferdes in Ruhe und bei Belastung. Möchten Sie umfassendere Informationen, sind noch Röntgenaufnahmen von Beinen und Rücken, Blutuntersuchungen oder Ultraschall möglich. Die Kosten schwanken je nach Region und Umfang zwischen ca. 150 und 1.500 Euro und diese Summen sind gut investiert. Wer für die Rechnung aufkommt, ist Verhandlungssache. Bietet der/die Verkäufer*in keine AKU an, versuchen Sie zu vereinbaren, dass Sie nur dafür aufkommen, wenn der Gesundheitszustand des Pferdes unauffällig ist.
Pferde kaufen mit Handschlag ist eine Tradition, auf die Sie verzichten sollten. Bestehen Sie stattdessen auf einen schriftlichen Kaufvertrag. Pferde werden beim Kauf wie Sachen behandelt, bei einem gewerblichen Verkauf besteht eine Gewährleistungspflicht von zwei Jahren. Wenn Sie Pferde von privat kaufen, ist dagegen der Ausschluss von Gewährleistungsansprüchen möglich und üblich. Eingerittene Pferde ab drei Jahren sind als Gebrauchtware anzusehen, was die Ansprüche auf ein Jahr verkürzt. Denken Sie daran, die zugesicherten Eigenschaften im Vertrag festzuhalten (z. B. schmiedefromm, L-fertig, Reitpferd) und schließen Sie rechtzeitig eine Haftpflichtversicherung ab. So tritt z. B. die Tierhalterhaftpflichtversicherung der Gothaer auch für Schäden an einem gemieteten Pferdeanhänger ein. Daher ist eine gültige Police bereits bei der Abholung des Pferdes sehr empfehlenswert.
Ein eigenes Pferd kann das Leben sehr bereichern. Allerdings gehen Sie große Risiken ein, wenn Sie Pferde kaufen und tragen für viele Jahre die Verantwortung für ein Tier, dessen Unterhalt durchaus kostspielig ist. Daher sollte die Entscheidung wohlüberlegt getroffen werden.
Die Tierhalterhaftpflicht schützt Sie zuverlässig vor Schadenersatzansprüchen Dritter bei Schäden, die Ihr Hund oder Ihr Pferd verursacht hat und wehrt unberechtigte Ansprüche ab.
Wie jeder Vierbeiner kann auch Ihr treuer Begleiter einmal krank werden. Damit neben dem Leid des Tiers nicht auch noch die hohe Tierarztrechnung Kopfzerbrechen bereitet, empfiehlt sich eine Hunde-Krankenversicherung.